: Tiersucher auf vier Pfoten
FINDEN Das Hundezentrum Schleswig-Holstein lässt seine Spürhunde auch entlaufene Haustiere suchen. Ist die Suche erfolglos, sind die Hunde so frustriert, dass sie wochenlang nicht eingesetzt werden können
Zehntausende Haustiere verschwinden jedes Jahr in Deutschland. Wie viele es genau sind, wird statistisch nicht erfasst. Mit Handzetteln, Kleinanzeigen und über das Internet versuchen verzweifelte Besitzer, ihre Tiere wiederzufinden.
Im Hundezentrum Schleswig-Holstein erprobt man nun eine Methode, die sich bei der Suche nach Menschen bewährt hat: Ausgebildete Spürhunde können zur Suche angefordert werden. Wichtig sei, erklärt Hundetrainer Thomas Schwerdtfeger, „dass sich die Betroffenen binnen 72 Stunden bei uns melden“. Um die Fährte aufnehmen zu können, brauchen die Spürhunde eindeutige Gerüche, doch bei ungünstiger Witterung verlieren sich diese schnell.
Ein weiteres Problem ist, dass entlaufene Tiere ständig Gefahren durch den Straßenverkehr ausgesetzt sind. In mehreren Fällen musste Trainer Schwerdtfeger die Suche abbrechen, weil die Tiere tot am Straßenrand entdeckt wurden. „In diesen Fällen verlange ich kein Honorar – nur eine Fahrtkostenrückerstattung“. Scheitern die Spürhunde, erzählt Schwerdtfeger, benötigten sie Wochen, um wieder einsatzfähig zu sein. „Die sind dann erst einmal am Boden – die Suche ist schließlich ihr Lebensinhalt.“
Der Tagessatz beträgt 145 Euro – ein lukratives Geschäft ist das für das Hundezentrum nicht. 90 Anfragen gab es bisher, 30 Suchen starteten, nur 13 Tiere wurden lebend gefunden. Dabei strengen sich die Hunde wirklich an: „Nach vier Stunden sind die Tiere erschöpft, dann müssen wir aufhören“, so Schwerdtfeger. Das Geld, das die Besitzer für eine Suche bezahlen, decke gerade die Kosten für die zusätzlichen Trainings- und Aufbaustunden der Spürhunde.
Wesentlich günstiger ist es, seinem Haustier einen sogenannten Transponder injizieren zu lassen. Tierärzte verlangen dafür 20 bis 50 Euro. Der Mikrochip enthält ein elektronisches System, mit die Tiere automatisch erkannt werden können. Der Deutsche Tierschutzbund sowie mehrere Tierdatenbanken bieten den Besitzen an, ihre Tiere registrieren zu lassen – die Chance auf eine Rückvermittlung steigt damit deutlich.
Viele Besitzer würden aber vergessen, nach der Injektion die Haustiere auch registrieren zu lassen, heißt es bei der Tierdatenbank Tasso e.V.. So würde die Suche sehr schwierig. Spürhunde wie die aus dem Hundezentrum Schleswig-Holstein seien in diesen Fällen die letzte Chance.
STEFFI HENTSCHKE
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