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UNTERM STRICH

Mit ihm kam ein Hauch von Ostsee in fast jede Wohnung: Walter Womackas Bild von einem jungen Paar „Am Strand“ wurde in mehrfacher Millionenauflage gedruckt und gilt als das meistreproduzierte Gemälde der DDR. Es entstand Anfang der sechziger Jahre, bei einem der vielen Arbeitsaufenthalte des Malers an der Ostsee. Ein persönlicher Fluchtpunkt, der sich zum blinden Fleck in der Wahrnehmung der Wirklichkeit auswuchs: Denn als Walter Womacka 2004 seine Erinnerungen unter dem Titel „Farbe bekennen“ veröffentlichte, handelte er den Aufstand vom 17. Juni 1953 lapidar mit dem Hinweis ab, davon malend an der Ostsee kaum etwas mitbekommen zu haben.

Walter Womacka, der am Wochenende nach langer Krankheit im Alter von 84 Jahren gestorben ist, war für die DDR einer der wichtigsten Maler: Mit Mosaiken, Glasfenstern und Wandbildern gab er ihrem Fortschrittsoptimismus ein Bild. Am Haus des Lehrers am Berliner Alexanderplatz hängt noch heute seine Vision vom produktiven Miteinander von Bauern, Lehrern und Schülern, Forschern und Konstrukteuren; während andere Bilder dem Abriss der repräsentativen Architektur der DDR zum Opfer fielen. Auch in Schulbüchern war er präsent. Und jahrzehntelang hatte er wichtige Funktionen im Verband der Bildenden Künstler der DDR, als Rektor der Kunsthochschule Weißensee und in der Akademie der Künste inne. Angesichts dieser Bündelung von Macht und Aufträgen nimmt sich sein umfangreiches Werk aber auch erschreckend bieder aus: Systemkonformität in der Maske ästhetischer Harmlosigkeit.

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