piwik no script img

Wie Tim, aber ohne Struppi

TV Lustig! Lümmel fängt Grünen in der Pommes-Falle. „Unter Linken“ (So., RTL, 23.45 Uhr)

Jan Fleischhauer nennt sich selbst einen „späten Konservativen“, den angeblich die Einsicht das Lager hat wechseln lassen. Gleich zu Beginn seiner vergnüglichen Dokumentation „Unter Linken“, des Films zum gleichnamigen Bestseller zum gleichnamigen Blog, muss denn auch seine Mutter in die Kamera stammeln, „man“ habe es „damals halt nicht besser gewusst“ – und deshalb Willy Brandt gewählt. Heute beherrscht bekanntlich die Linke den Diskurs, fällt die Entscheidungen, spricht Redeverbote aus und pflegt nebenbei ihre Grillen.

Diese Feststellung ist wichtig, weil es Fleischhauers Erkundungen in der Welt linker Lebenslügen sonst an der nötigen Fallhöhe fehlen würde. So aber folgt man dem Ex-Spiegel-Redakteur gerne: Auf eine Demo in Kreuzberg, wo das linke Fußvolk in der Mehrheit ist und wackere CDUler anpöbelt. Oder zum eitlen Theater-Intendanten Claus Peymann, der für das Interview 500 Euro verlangt und deren Empfang auch noch quittiert.

Fleischhauers erklärtes Vorbild ist Michael Moore, dessen suggestive Erzählweise mit schnellen Schnitten und Off-Kommentaren er sich anverwandelt hat. Anders als der schon physisch bedrohliche Moore wirkt Fleischhauer dabei immer leicht mokant und pfiffig wie ein gealterter Tim – ohne Struppi. Eben vertrauenserweckend genug, um sich von ihm aufs Glatteis führen zu lassen. Dahin, wo dann ein Christian Ströbele die Pommes aus der Frittenbude gegen die von McDonald’s verteidigen muss. Der Kabarettist Dieter Hildebrandt entgeht allen Fangfragen mit Kampfeslust: Ihn treibe an, „die Mächtigen“ ein wenig ärgern zu wollen, worüber Fleischhauer natürlich schmunzelt, wähnt er doch alle Macht bei den Linken. Mit diesem Popanz freilich steht und fällt Fleischhauers lebhafter Versuch, seine auch von Linken oft nachvollziehbare Häme als etwas zu verkaufen, was es nicht geben kann – als „Satire von rechts“. A. FRANK

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen