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Mirko Slomka, ÜbungsleiterDer Bescheidene

Mirko Slomka, 43

■ der gebürtige Hildesheimer ist studierter Mathematiklehrer, verheiratet und zweifacher Vater.Foto: dpa

Wenn Mirko Slomka gefragt wird, warum Hannover 96 in dieser Saison nicht wie ein Abstiegskandidat auftritt, sondern wie ein cleverer Fußball-Bundesligist, kommt er bei der Antwort ohne jede Überhöhung aus. Der 43-Jährige, der nach fast zweijähriger Arbeitslosigkeit in seiner Heimat Hannover sein neues Glück gefunden hat, zieht mehr Selbstvertrauen denn Selbstüberschätzung aus dem sportlichen Aufbegehren der Niedersachsen. „Wir sorgen für eine Begeisterung in der Stadt“, sagt der gleichermaßen eloquente wie smarte Trainer – den sie auch deshalb geholt haben, weil er die Dinge so schön verkaufen kann.

Es lässt sich nur schwer erahnen, wie eng die Bindung zwischen Spielern und Trainer bei Hannover 96 wirklich ist. Viele Profis sind Slomka dankbar dafür, dass er sie nach dramatischem Saisonfinale und glücklichem Ende tüchtig gescheucht hat. An der Seite von Leistungsdiagnostiker Professor Jürgen Freiwald – anfangs als neumodischer Schnickschnack angesehen – hat es der Trainer geschafft, sein Team vor Durchhängern in der Schlussphase und Verletzungen im Ligaalltag zu bewahren. Und: „Er haut nicht gleich drauf“, lobt Mittelfeldspieler Pinto, „wenn es nicht so gut läuft.“

Zumindest einen kleinen Orden hätte Slomka für seinen Mut verdient, auf eine Vielzahl von Liga-Novizen zu setzen. Großverdiener wie Mike Hanke und Jan Schlaudraff bleiben bei ihm Reservisten. Talenten wie Konstantin Rausch, Manuel Schmiedebach und Moritz Stoppelkamp schenkt er sein Vertrauen.

In Hannover hat eine Personalpolitik Erfolg, die aus der Not geboren ist. Aus dem Umbruch, den der Sparkurs erforderlich gemacht hat, wurde ein Aufbruch. Die Taktik, trotz erstaunlicher Erfolge bescheiden zu bleiben und eine Karriere in kleinen Schritten anzupeilen, tut allen Beteiligten gut. Auch dem Trainer. CHRISTIAN OTTO

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