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die sezessionsdrohung der bosnischen serben nützt nur belgradFaustpfand für das Kosovo

Der Ministerpräsident des serbischen Teilstaats in Bosnien und Herzegowina, Milorad Dodik, tut alles, um erneut die Spannungen in der Region zu schüren. Denn seine Forderung nach einem Referendum mit dem Ziel, den serbisch dominierten Teilstaat aus Bosnien und Herzegowina herauszubrechen, kann von den anderen Volksgruppen so nicht hingenommen werden: Dies könnte sogar Anlass zu einem neuen Krieg sein.

Glücklicherweise aber ist die internationale Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina präsent, mit Soldaten und Politikern. An militärische Abenteuer von irgendeiner Seite ist daher nicht mehr zu denken. Politisch aber hat Milorad Dodik viel Porzellan zerschlagen. Noch ist nicht ganz klar, ob dies alles Wahlkampfgeklingel ist und ob er lediglich mit nationalistischen Positionen die Mehrheit der Serben in Bosnien hinter sich scharen will. Wahrscheinlich aber ist, dass er von Belgrad dazu ermuntert wurde.

Die Regierung Serbiens sieht in der bosnischen Republika Srpska ein Faustpfand im Kosovo-Konflikt. Der Vertrag über spezielle Beziehungen zwischen dem serbischen Teilstaat und Serbien, der jetzt geschlossen wurde, ist nicht entscheidend – dazu haben beide Seiten nach dem Dayton-Abkommen von 1995 das Recht. Doch der Absicht, den gemeinsamen Staat Bosnien und Herzegowina zu zerstören, muss entschieden entgegengetreten werden. Wenn Dodik auch nach den Wahlen noch an seiner Forderung festhält, bleibt dem Hohen Repräsentanten Christian Schwarz-Schilling nichts anderes übrig, als ihn abzusetzen. Diese Entscheidung aber dürfte ihm nach einem voraussichtlich hohen Wahlsieg Dodiks nicht leichter fallen.

Besser wäre es daher gewesen, schon vor Monaten Maßnahmen zu ergreifen oder mit Absetzung zu drohen. Denn die Hoffnung, man könne auf die Vernunft mancher bosnischer Politiker setzen, ist schon zu oft enttäuscht worden. ERICH RATHFELDER

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