NEUES AUS DEM KRIEG (1): Sommerzeit
Als die Deutschen am Sonntag, den 30. April 1916 aufwachten, mussten sie sich verwundert umgeschaut haben: Jemand hatte eine Stunde gestohlen, die Nacht war eine Stunde kürzer gewesen als gewohnt. Die fehlende Stunde hatte nicht irgendwer gestohlen, sondern das Deutsche Reich. Denn im Krieg galt es, das Tageslicht optimal auszunutzen, da Heizen und Licht die ohnehin knappen Ressourcen an Kohle, Strom, Petroleum zusätzlich anfraßen. Kurzerhand kopierte die Reichsregierung, was ein Brite bereits Anfang des Jahrhunderts (erfolglos) vorgeschlagen hatte: die Einführung der Sommerzeit. Noch im selben Jahr stellten auch Östereich-Ungarn und das Vereinigte Königreich ihre Uhren für die Sommerzeit um. Mit Ende des Ersten Weltkriegs wurde 1919 auch die Zeitumstellung in Deutschland vorerst beendet, bis die Sommerzeit schließlich im Zweiten Weltkrieg 1940 eine Renaissance erlebte. In Deutschland gibt es seit 1980 wieder die Sommerzeit. Immer am letzten Sonntag im März wird die Uhr eine Stunde vorgestellt – auch an diesem Wochenende wieder. FERDINAND OTTO
Foto: dpa
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