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Hochschule darf weiter protzen

AUDIMAX-NEUBAU Allen Kostenexplosionen zum Trotz: Den umstrittenen Libeskind-Neubau an der Lüneburger Uni zu stoppen, wäre aus Sicht von Niedersachsens Landesregierung nicht wirtschaftlich

Ein Baustopp ist vom Tisch. Für die Fertigstellung des Audimax-Neubaus der Leuphana-Universität in Lüneburg sprach sich Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Klajic (Grüne) am Freitag in einer eigens anberaumten Sondersitzung des Landtags-Wissenschaftsausschusses aus.

Und das trotz erwarteter weiterer Kostensteigerungen. Immer wieder hat die Leuphana bei dem Bau eines neuen Zentralgebäudes nach Entwürfen von Stararchitekt Daniel Libeskind die Zahlen nach oben korrigieren müssen. Angeschoben worden war das Prestigeprojekt einst mit Unterstützung der damals schwarz-gelben Landesregierung. Noch 2011 kalkulierte die Hochschule mit 57,7 Millionen Euro. Schon da seien elf Millionen zu wenig veranschlagt worden, bemängelte im Februar die Oberfinanzdirektion. Tatsächlich könnte der Bau bis zu 91 Millionen kosten.

„In allen Bereichen wurde schöngerechnet und von üblichen Standards abgewichen“, erklärte Wissenschaftsministerin Heinen-Klajic jetzt. Nach einer Stellungnahme des Landesrechnungshofs, die jetzt im Ministerium eingegangen ist, könnten die Kosten am Ende sogar bei 125 Millionen Euro liegen. Dann würde eine Finanzierungslücke von 23 Millionen drohen, darunter allein zehn Millionen EU-Förderung, die wegen Bauverzögerungen wegfallen könnte.

Die Option, anstelle des Libeskind-Audimax’ einen Zweckbau zu planen, sei mittlerweile aber ebenfalls „nicht wirtschaftlich“, sagte Heinen-Klajic. Um gleich darauf zu unterstreichen: „Gleichwohl kann es kein Weiter-so geben“. In Lüneburg müssten nun vielmehr „alle realisierbaren Einsparmöglichkeiten“ genutzt werden.

Konkret müsse die Uni etwa beim Ausbau des Gebäudes abspecken, so Heinen-Klajic. Der Hochschule, die als Stiftungsuni weitgehend unabhängig agieren kann, macht die Ministerin zudem eine professionelle Projektsteuerung samt Berichtspflicht gegenüber Ministerium und Finanzdirektion zur Auflage.

Während Grüne und SPD im Landtag jetzt „maximale Schadensbegrenzung“ ohne Abstriche bei Forschung und Lehre fordern, wirft die oppositionelle CDU der Ministerin „rückwärtsgewandtes Handeln“ vor. Heinen-Klajic verfahre nach dem „Motto: Schuld sind die anderen“.

Geht es nach der FDP, sperrt das Land die bereits bewilligten 21 Millionen Euro so lange, bis alle Unklarheiten restlos ausgeräumt sind. Zudem solle der Lüneburger Uni die Bauherreneigenschaft entzogen werden: „Die Verantwortlichen“, sagte Christian Grascha, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, „haben bisher nicht bewiesen, dass sie dieses Projekt beherrschen.“  THA

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