piwik no script img

Das Ding, das kommtEin Stück Geschichte

Der VW Käfer wird in Emden gefeiert, dort ist er mehr als ein Auto

Mehr als 10,6 Millionen Autos haben die Ostfriesen in Emden seit der Eröffnung 1964 gebaut

Ein wenig Staub hat er schon angesetzt, der rot-weiße Käfer im Eingangsbereich des Rathauses am Delft. Aber der steht ihm gut. Schließlich steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Als der Käfer nach Emden kam … – 50 Jahre Volkswagen in Emden“ „nicht einfach nur ein Auto, sondern ein Stück Geschichte“, wie Bernd Entelmann vom Ostfriesischen Landesmuseum betont.

Denn als das Land Niedersachsen und die Autobauer aus Wolfsburg 1963 beschlossen haben, das Werk im Larrelter Polder anzusiedeln, war nicht nur die Nähe zum Überseehafen an der Emsmündung und damit zum neuen Markt in Nordamerika ausschlaggebend, sondern auch die Aufwertung der strukturschwachen Region Ostfriesland. Stolz sei man damals gewesen, das „Symbol des Wirtschaftswunders“ zu bauen, erzählt Museumsdirektor Carsten Jöhnk.

Für die Wirtschaft in Emden und im Landkreis Aurich ist die „blaue Fabrik am Meer“, der größte industrielle Arbeitgeber westlich von Bremen und nördlich des Ruhrgebiets, bis heute der wichtigste „Motor der Region“: Mehr als ein Viertel aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeitet dort, mehr als 10,6 Millionen Autos haben die Ostfriesen hier seit 1964 gebaut.

Wie eng Werk, Region und Menschen miteinander verbunden sind, macht ein 37 Meter langer „Zeitstrahl“ rund um Motoren, Sitze, Armaturen und ein Modell der Werkanlage deutlich. Wer ihm folgt, erfährt vor allem Tolles: Wie sich das Werk von der Grundsteinlegung und den überraschend erfolgreichen ersten Produktionsjahren durch die Krise in den 1970ern schließlich zum weltweiten „Leitwerk“ für den VW Passat entwickelt hat.

Und natürlich, wie die Arbeitsbedingungen für die Belegschaft kontinuierlich verbessert wurden. Das vermitteln vor allem jede Menge Interviews mit Menschen, die „auf VW“ gearbeitet haben. Wer es noch etwas volkstümlicher mag: Auch im Stück „Mit’n Knippoog up de Padd torügg“, das ab Samstag im Neuen Theater Emden zu sehen ist, stehen die Werksangehörigen im Mittelpunkt. Und erzählen von den Zeiten, als hier nur der Kohl gewachsen ist.  MATT

■ Ausstellung „Als der Käfer nach Emden kam … – 50 Jahre Volkswagen in Ostfriesland“: bis 5. 10., Ostfriesisches Landesmuseum/Rathaus am Delft; Theaterstück „Mit’n Knippoog up de Padd torügg“: Sa/So, 5./6. 4., weitere Termine: Fr, 11. 4. bis So, 13. 4., je 20 Uhr, Neues Theater Emden

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen