: Nächtliche Tortur
GEWALT Sechs junge Männer stehen vor Gericht. Die Anklage: gemeinschaftliche Vergewaltigung
Drei Stunden lang dauerte die Tortur: Immer wieder vergewaltigt haben soll vor drei Jahren eine Clique von sechs jungen Männern ihr damals 17 Jahre altes Opfer. Seit gestern stehen die jungen Männer türkischer Herkunft vor dem Bremer Landgericht.
Zur Anklage schwiegen die Beschuldigten gestern. Allerdings sollen DNA-Spuren fünf der sechs belasten. Einem Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft zudem vor, zusammen mit zwei weiteren Unbekannten eine weitere Vergewaltigung begangen zu haben.
Die Clique präsentierte sich recht selbstbewusst. Als sich die Kameras auf sie richteten, verhüllten die Männer ihre Gesichter, einer machte seinerseits Handy-Aufnahmen von den Journalisten.
Mittäter angerufen
Einer der Angeklagten konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Staatsanwältin – während der Verlesung der Anklageschrift den Tränen nahe – ausführte, dass anfangs nur drei der Männer zugegen gewesen seien: Diese hätten die restlichen drei Täter per Telefon dazu eingeladen – mit dem Hinweis, da gebe es eine „geile Frau“.
Das Opfer habe damals nicht gewusst, wohin die Täter sie mitten in der Nacht verschleppten. Offenbar kannte sie einen der Männer flüchtig, die anderen nicht.
Sofort nach der Verlesung der Anklage begann das Gericht ein Gespräch mit den Anwälten und der Nebenklage-Vertreterin: Offenbar soll der damals 17-Jährigen – im Jargon der Prozess-Regie die „Geschädigte“ – eine detaillierte Aussage im Gerichtssaal erspart werden. Das würde voraussetzen, dass die Angeklagten geständig sind – und dafür Strafmilderung erhalten. kawe
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen