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portraitBulgariens Imagepflegerin in Europa

Wenn Bulgarien zum 1. Januar 2007 der Europäischen Union beitritt, es das auch das Verdienst von Meglena Kuneva: Jetzt, kurz vor dem ersehnten Ziel, pendelt Bulgariens Ministerin für Europaangelegenheiten fast wöchentlich zwischen Sofia und westeuropäischen Hauptstädten, um über die Reformbemühungen ihres Landes zu berichten.

Gestern und damit einen Tag vor der Ratifizierung der Beitrittsverträge im Bundestag, war die 49-Jährige für einige Stunden in Berlin, um die Mitglieder des Bundesrates auf den neuesten Stand zu bringen. Der Besuch dürfte angenehmer verlaufen sein als ihre Kurzvisite in London. Denn die ändert nichts daran, dass Großbritannien Arbeitskräfte aus Rumänien und Bulgarien vorerst nur unter besonderen Auflagen ins Land lassen will.

Obgleich enttäuscht und verärgert – „Megi“, wie sie ihre Freunde nennen, lässt sich nichts anmerken. Gefragt, was sie von der Ankündigung des bulgarischen Außenministeriums halte, den britischen Vorstoß mit ähnlich restriktiven Maßnahmen zu beantworten, sagt sie lächelnd, aber bestimmt: „Dieser Schritt gehört zu unseren rechtlichen Möglichkeiten und ist starkes politisches Statement.“

In den 90er-Jahren hatte die Juristin und promovierte Umweltexpertin bei Studienaufenthalten in Finnland, den USA und Großbritannien internationale Erfahrung gesammelt. Nach einem Gastspiel als Abgeordnete und Mitglied des Ausschusses für Außenpolitik wurde sie 2001 Vizeaußenministerin und Chefunterhändlerin Bulgariens bei der EU.

Ein Jahr später nahm die Katholikin eine weitere Stufe auf der Karriereleiter: In der Regierung des früheren Zaren Simeon II. wurde Kuneva Ministerin für Europagelegenheiten. Nach den Parlamentswahlen 2005 blieben die Zarenpartei als Juniorpartner der Sozialisten in der Regierung und Kuneva im Amt.

Besonders das vergangene Jahr dürfte der Ministerin einiges abverlangt haben. Denn plötzlich mutierte Bulgarien in der Wahrnehmung vom Musterknaben zum kriminellen und korrupten Schmuddelkind, das noch schlechtere Noten als Rumänien erhielt. Doch Kuneva wurde nicht müde, für ihr Anliegen zu werben. Für sie bedeutet der EU-Beitritt vor allem die Rückkehr des Landes auf seinen angestammten Platz an der Seite der europäischen Völker. Der taz sagte sie einmal, der EU trete man nicht wegen der Mitgift, sondern aus Liebe bei. Unbestätigten Informationen zufolge wird Kuneva für den Posten des bulgarischen EU-Kommissars gehandelt. Sollte sie den Job antreten, dürfte die verheiratete Mutter eines Sohnes noch weniger Zeit für ihre Familie haben.

BARBARA OERTEL

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