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Erleuchtung in Köln

Gerade noch finster und tot, nun plötzlich hell und belebt: Die Licht-Installation „Zwei Abendräume für Köln“ des Düsseldorfer Künstlers Mischa Kuball in den Kirchen Sankt Peter und Sankt Cäcilien

VON KATJA BEHRENS

Wenn nicht gleich eine Erleuchtung, so kann es doch zumindest ein wundersames Erlebnis sein, dieser Tage durch die dunklen Gassen um die Kölner Kirchen St. Peter und St. Cäcilien zu streifen. Gerade noch finster und tot, erscheinen die Gebäude mit einem Mal belebt, als wandere in ihnen ein heller Geist umher – auch wenn es sich bloß um ein kurzes Aufblitzen schmaler Lichtstreifen handelt. Im Innern der Kirchen sieht man die unermüdlich kreisenden Streifen genau. Ihre gegenläufige Bewegung, ihre permanente Verwandlung: vertikal, horizontal, rechts- und linksherum drehen sich vier Diaprojektoren im dunklen Raum.

Die dünnen Linien bewegen sich so rasch, dass die ephemeren Figurationen nie wirklich zu fassen sind. An immer wieder anderen Stellen überschneiden sie sich. Dann huscht ein schmales Kreuz über die Wand. Die Form der Lichtstreifen verändert sich je nach Einfallswinkel und Entfernung: Mal sind sie lang und dünn, mal kurz und dick. Indem der ansonsten karge Raum von St. Peter in der expliziten Hinwendung der Kunst eine neue Aufladung erfährt, kommt er als Bau und als liturgischer Raum gleichermaßen näher zu sich selbst. Und, wie schön, mit den flinken wandelbaren Lichtkreuzen ist die traditionelle Hierarchie, die das statische Hauptkreuz unverrückbar ins liturgische Zentrum stellt, wenigstens in den Abendstunden für kurze Zeit aufgehoben.

War der spätgotische Kirchenraum von St. Peter bei Mischa Kuballs erstem Projekt „Projektion/Reflektion“ von einem Gerüst aus durch die Fenster hindurch angestrahlt, so ist es diesmal bei „Zwei Abendräume für Köln“ vor allem der Innenraum, der in seiner architektonischen Struktur nachgezeichnet wird. Hatte der Künstler mit seiner Intervention 1995 das Licht als eine architektonische Dimension des Raumes und seiner inhärenten Dramatik thematisiert, so weisen die bewegten Lichtstreifen der neuen Installation im Innern nun auf das „liturgische Zentrum des kontemplativen Raumes“. Und über diesen hinaus beziehen sie die historische Nachbarschaft der beiden Kirchen aufeinander, denn in der ehemaligen Klosterkirche St. Cäcilien, die heute das Schnütgenmuseum beherbergt, finden sich ebenfalls zwei Diaprojektoren auf Drehtellern. Die Lichtprojektionen tasten hier wie dort die Räume ab und stellen die Geschichte beider Bauten in einen gemeinsamen historischen Kontext. Das vormals enge Zusammenspiel zwischen den mächtigen Äbtissinnen des Klosters und der Pfarrei wird im Dialog, den Kuballs Installation in und zwischen den Kirchen stiftet, für kurze Zeit aus der Vergangenheit ans Licht geholt.

Zwischen dem Museum, „dem weltlichen Raum mit frommem Inhalt“ einerseits und der geschichtsträchtigen Kunst-Station St. Peter, die außerdem europäisches Zentrum für zeitgenössische Orgelmusik ist, entspinnt sich ein wundersames Zwiegespräch. Doch ob die erste Kooperation des ehemaligen Klosters St. Cäcilien und der Pfarrkirche St. Peter bald fortgesetzt wird, das weiß nur der Himmel.

„Zwei Abendräume für Köln“Bis 1. November, 18 bis 22 UhrInfos: 0221-22123642

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