: Goldener Ochse für Hanna Schygulla
FESTIVAL Unter neuer Leitung beginnt am kommenden Dienstag das 24. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin – und hat die Chance auf mehr künstlerisches Profil als zuletzt
Zuletzt waren die Zeiten für das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern nicht leicht: Zwischen 2010 und 2013 wurde es unter verschiedenen Leitern eher verwaltet als tatsächlich geleitet. So gab es 2013 kaum mehr als eine Notausgabe – mit einem diffusen Programm, das kaum noch eigenes Profil erkennen ließ. Gegründet worden war das Festival 1991 als eine Eigeninitiative von Filmemachern aus dem damals neu entstandenen Bundesland, schon im dritten Jahr übernahm Hasso Hartmann die künstlerische Leitung.
Bis 2010 formte der Leipziger Theaterwissenschaftler und Dramaturg das Festival und war unter anderem dafür verantwortlich, dass insbesondere dem Filmschaffen in den neuen Bundesländern ein Forum geboten wurde. So war etwa Andreas Dresen von Beginn an ein Stammgast. 2002 führte Hartmann einen Ehrenpreis ein, mit dem er Prominenz in die Provinz locken konnte: Der „Goldene Ochse“ ging unter anderem an Mario Adorf, Bruno Ganz, Klaus Maria Brandauer und Michael Ballhaus.
Das Filmkunstfest machte sich einen Namen, doch nach Querelen mit dem Geschäftsführer der für die Filmförderung zuständigen Film-Land GmbH, Thorsten Jahn, wurde Hartmann vor vier Jahren gefeuert – im April, also wenige Wochen vor dem Filmfest. Jahn wollte die Position des künstlerischen Leiters ganz abschaffen, wurde allerdings selbst inzwischen abgesetzt; der neue künstlerische Leiter Volker Kufahl macht Jahns Arbeit gleich noch mit.
Kufahl ist kein Unbekannter in der norddeutschen Filmfest-Landschaft: Seit 2001 hat er das Filmfest Braunschweig zu einem der besten regionalen Festivals bundesweit entwickelt. So hat er etwa den Programmschwerpunkt „Musik und Film“ etabliert. Vorsichtig beginnt er nun auch in Schwerin in diese Richtung zu programmieren, wenn er am 9. Mai im Mecklenburger Staatstheater den Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“ mit Orchesterbegleitung vorführen lässt. Das Programm hat er gestrafft, indem er einige Preise abschaffte. Den Hauptpreis gibt es natürlich weiter: Hanna Schygulla, 2007 in Braunschweig „Europa“-ausgezeichnet, bekommt in diesem Jahr den Goldenen Ehrenochsen.
Insgesamt 87 Filme laufen ab dem 6. Mai in den fünf Sälen des schönen alten Schweriner Galakinos „Capitol“. Im Spielfilmwettbewerb werden zehn deutschsprachige Produktionen vorgestellt, darunter als Weltpremiere die norwegisch-deutsche Koproduktion „Nordland“ von Ingo J. Biermann. In der Programmschiene „Wendekinder“ werden einige der letzten Defa-Produktionen gezeigt, darunter die Dokumentation „Sperrmüll“ von Heike Misselwitz. Und auch, wenn er seine Filme inzwischen lieber in Cannes zeigt, ist auch Andreas Dresen wieder da: Der Regisseur spielt Gitarre, wenn der Schauspieler Axel Prahl am 8. Mai mit seiner Band auftritt. HIP
6. bis 11. Mai, Schwerin, Capitol; Internet: www.filmland-mv.de
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