energiepolitik: Land verschläft Klimaschutz
In Sachen Klimaschutz ist die Landesregierung einfallslos. Statt sich in die laufende Diskussion um nachhaltige Umweltpolitik einzubringen, begnügt sich die schwarz-gelbe Koalition mit Appellen an die VerbraucherInnen im Land. Die sollen doch bitte Energie sparen, Kühlschränke runterschalten und weniger Auto fahren, fordert Umweltminister Eckhard Uhlenberg. Im Prinzip richtig. Doch die Relation stimmt nicht. Während der Autoverkehr in NRW im Jahr 2003 rund 36 Millionen Tonnen CO2 produziert hat, waren die Kraftwerke im Land für 165 Millionen Tonnen verantwortlich. Uhlenbergs Aufforderung kann also bestenfalls als naiv bezeichnet werden. Denn die schlechte Klimabilanz werden die StromkundInnen allein nie ausgleichen können.
KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER
Die Landesregierung muss sich entscheiden: will sie der Kohlewirtschaft dienen oder dem Klimaschutz. Beides zusammen geht kaum. Dass sie in effizientere Kohlekraftwerke investiert, ist unglaubwürdig. Schließlich gibt es längst andere Formen Strom zu erzeugen, bei denen viel weniger CO2 in die Atmosphäre geblasen wird als beim effizientesten Kohlekraftwerk. Eine Alternative sind etwa die so genannten GUD-Kraftwerke, die Gas als Energieträger nutzen. Erneuerbare Energien kommen komplett ohne klimaschädliche Gase aus.
Diese Technologien stärker zu fördern hätte noch einen weiteren Vorteil: Regenerative Energien gelten als der Wirtschaftsfaktor der Zukunft. Neben SPD-Bundesumweltminister Sigmar Gabriel haben auch Klimaexperten die wirtschaftlichen Vorteile der neuen Energien angepriesen. Einen Nachteil hat diese Entscheidung zugegebenermaßen auch: Die Landesregierung müsste sich von der Jahrzehnte lang erprobten Kohle freundlichen Politik trennen, müsste Kraftwerksbetreibern wie dem Essener RWE-Konzern zumuten, auf andere Energieträger umzusteigen. Das würde allerdings nicht nur vor Eisschmelze und Sturmfluten schützen, sondern mittelfristig auch der Wirtschaft dienen.
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