Unbegrenzt surfen – und zahlen

In nur 48 Stunden häufte ein Bremerhavener Student über 5.000 Euro Kosten für Internetnutzung an – wegen eines Bedienungsfehlers. Erst als die Presse sich einschaltete, wurde die Forderung erlassen

von Christian Jakob

Habibur Rahman Dastageri ist viel unterwegs. Der 26-jährige Medieninformatik-Student pendelt zwischen seinem Studienort Bremerhaven und seinem alten Wohnort Stuttgart und reist auch sonst viel durch die Lande. Und so schien es ihm kein schlechtes Angebot, dass die ePlus-Tochter „Base“ auf ihren Werbeplakaten anpries: eine so genannte UMTS-Flatrate für Telefon und Internet – für nur 40 Euro im Monat.

Für kleines Geld von überall ohne Festnetzanschluss und ohne Volumenbegrenzung telefonieren und surfen – Dastageri griff zu. Am 29. April dieses Jahres unterschrieb er einen entsprechenden Vertrag und bekam zwei so genannte SIM-Karten, eine für den Internet-Zugang, eine für sein Handy. Beide SIM-Karten steckten in identischen Umschlägen, unterschieden sich lediglich durch die letzte Ziffer der 11-stelligen Kartennummer.

Dastageri war begeistert: Der Internet-Zugang funktionierte auf Anhieb, und so schnell wie versprochen war er auch. Und so surfte er einige Stunden durchs Web und lud herunter, was ihn interessierte. 342 Megabyte kamen so zusammen. Auch am nächsten Tag saugte Dastageri fleißig Daten aus dem Netz. Weitere 334 Megabyte fanden den Weg auf seine Festplatte – bis schließlich die Verbindung zusammenbrach. Als er auch am nächsten Tag noch nicht wieder ins Netz konnte, reklamierte Dastageri bei ePlus.

Sein Zugang sei automatisch gesperrt worden, eröffnete ihm ein Kundenbetreuer, „wegen Verdachts auf Missbrauch der Karte“. Als Dastagheri hörte, warum die elektronische Sicherung eingegriffen hatte, traute er seine Ohren kaum: Seine Nutzungsgebühren seien in den beiden Tagen nach dem Vertragsabschluss auf 4.179,62 Euro angewachsen. Und bei „ungewöhnlich hohen Umsätzen“, so heißt es bei ePlus, werden die Nutzerzugänge automatisch stillgelegt. Glück im Unglück für Dastagheri: Hätte der Mechanismus nicht gegriffen, hätte der Student sich in wenigen Tagen womöglich vollends finanziell ruiniert.

Dastageri hatte die Karten verwechselt und statt der Internet-Karte die gleich aussehende Handy-Karte in sein Notebook gesteckt. So berechnete ihm die Telefonfirma seinen Datendurchsatz nicht mit den erwarteten pauschalen 40 Euro für einen Monat, sondern mit 6,17 Euro pro Megabyte.

„Man hat mir in dem Laden nicht gesagt, dass so etwas passieren kann. Deswegen habe ich nicht darauf geachtet, welche Karte wofür ist“, sagt Dastageri.

Er entfernte die SIM-Karte aus seinem Notebook und beschwerte sich bei ePlus. Ohne Erfolg. Er sei verpflichtet, die entstandenen Kosten zu tragen, die Verwechslung sei seine Schuld, beschied man ihm. Auf dem zweiseitigen Vertrag, den er unterschrieben habe, sei aufgelistet, welche Karte für welche Nutzungsart vorgesehen sei. Zudem müsse Dastageri die anfallende Grundgebühr für die verbleibende Vertragslaufzeit tragen – weitere 920 Euro.

Bis gestern stand Dastageri inklusive aller Mahnkosten bei ePlus mit satten 5241,34 Euro in der Kreide. Am Montag leitete eine Hamburger Inkasso-Firma ein gerichtliches Mahnverfahren ein, Dastageris Anwalt legte umgehend Widerspruch ein.

Gestern erklärte schließlich ein ePlus Sprecher auf Anfrage gegenüber der taz, „aus Kulanzgründen“ die Forderung fallen lassen zu wollen. „Solche Fälle sind selten, kommen aber vor. Da hier offenbar ein Versäumnis bei der Beratung vorliegt, wollen wir dies nicht dem Kunden anlasten und bitten um Entschuldigung“, verlautete aus der Firmenzentrale in Hannover.