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Interdisziplinäre Zusammenarbeit

SCHULSOZIALARBEIT Sozialpädagogen, die an sogenannten Schulstationen tätig sind, werden vielerorts gesucht. Über Weiterbildungen oder Aufbaustudiengänge kann die benötigte Qualifikation nachträglich erworben werden

Die Hilferufe aus Schulen, die einen Schulsozialarbeiter wollen, sind laut

VON VOLKER ENGELS

Spätestens seit der Debatte über die Integration von zugewanderten Jugendlichen ist das Thema Schulsozialarbeit in aller Munde. Doch vielerorts fehlt qualifiziertes Personal. Das sind gute Aussichten, vor allem für die Absolventen der Fachhochschulen, die in der Sozialarbeit Fuß fassen möchten.

Die Aufgaben für Schulsozialarbeiter, die häufig von Freien Trägern in den Schulen eingesetzt werden, sind vielfältig: Sie helfen zum Beispiel dabei mit, sogenannte schuldistanzierte Jugendliche, die Konflikte mit Lehrern, Mitschülern oder Eltern haben, wieder in den Unterricht zu integrieren. Sie bilden Schüler zu „Konfliktlotsen“ aus, die Streit zwischen Gleichaltrigen schlichten, oder organisieren Freizeitangebote für die Schüler.

„Es ist wichtig, den Schülern zu helfen, dass sie sich im Schulbetrieb zurechtfinden, aber ein guter Kontakt zu den Eltern ist auch von immenser Bedeutung“, sagt Gabriele Vonnekold, Jugendstadträtin (Grüne) im Berliner Bezirk Neukölln. Um Eltern stärker einzubinden, organisieren Schulsozialarbeiter in Neukölln unter anderem themenbezogene Elternabende, bieten Elternkurse für die Bereiche Ernährung, Lernen oder Pubertät an oder laden zum regelmäßigen Elternfrühstück ein.

In sogenannten Schulstationen setzt der Bezirk auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Sozialpädagogen, Erziehern oder psychologischem Fachpersonal. Auch hier kümmern sich Sozialpädagogen um SchülerInnen, die dem Unterricht nicht mehr folgen können, bieten aber auch Hilfen an, damit Konflikte in Schule und Elternhaus gewaltfrei und konstruktiv gelöst werden können.

Qualifiziertes Personal zu finden wird zunehmend schwerer: „Uns fehlen berlinweit nicht nur Lehrer und Erzieher, sondern auch Sozialpädagogen.“ Wer heute sein Studium der Sozialarbeit abschließt, habe „extrem gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt“. Absolventen mit einem Migrationshintergrund nähmen die Verwaltungen mit „Kusshand“. Eine Einschätzung, die die Bundesagentur für Arbeit bestätigt. Derzeit gebe es bundesweit über 15.000 offene Sozialarbeiterstellen, sagt ein Sprecher.

Wer einen verwandten Bildungsabschluss hat, kann über Weiterbildungen oder Aufbaustudiengänge die benötigte Qualifikation auch nachträglich erwerben. Denn auch die Lehre reagiert auf den steigenden Bedarf an qualifiziertem pädagogischen Personal: In Dresden bietet die Evangelische Hochschule (ehs) ab dem kommenden Sommersemester einen sechssemestrigen, berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengang „Soziale Arbeit und Schule“ an.

Studienleiter Uwe Hirschfeld hat bei den Absolventen eines herkömmlichen Studiums der Sozialarbeit eine „gewisse Schuldistanz“ festgestellt. „Von den Methoden haben die alles Notwendige drauf.“ Gerade in der Schulsozialarbeit sei es aber darüber hinaus wichtig, „das System Schule“ zu verstehen, sagt der Professor, zu dessen Schwerpunkten unter anderem Hochschuldidaktik und Schulsozialarbeit gehören. Dieses Verständnis sei die Voraussetzung für eine „fruchtbare Zusammenarbeit“ von Sozialarbeit und Lehrern. Eine gute Zusammenarbeit, von der vor allem Kinder profitieren, gebe es allerdings nur dann, „wenn Schulsozialarbeiter nicht nur als Pausenaufsicht und in Vertretungsstunden eingesetzt werden“.

Roland Katzy aus Duisburg kennt all diese Probleme: Für die „Duisburger Bildungsholdung“, unter deren Dach seit dem Jahr 2008 unter anderem das ehemalige Schulamt und die Volkshochschulen zusammengefasst sind, ist der 65-Jährige zuständig für die Schulsozialarbeit in der Ruhrgebietsstadt. 56 Schulsozialarbeiter kümmern sich in Duisburg um die Kinder und Jugendlichen. Manche arbeiten für eine Schule, andere betreuen mehrere. Ein wichtiges Kapital für die Zusammenarbeit mit Schülern sei „die Vertrauensebene – die eben nichts mit der Bewertungsebene zu tun hat“. Anders ausgedrückt: Schulsozialarbeit verteilt keine Noten.

Die Klage, Schulsozialarbeiter würden vor allem als Pausenaufsicht eingesetzt, kann Katzy aus seiner Praxis nicht bestätigen: „Die Hilferufe aus einigen Schulen, die endlich auch einen Sozialarbeiter zur Unterstützung haben wollen, sind laut.“ Denn die Sozialarbeiter würden eine „wichtige Brückenfunktion nach außen einnehmen“: Sie knüpften, oft in Kooperationen mit den Jugendämtern, Netzwerke in Handwerksbetriebe, in die Wirtschaft, um Ausbildungs- oder Arbeitsplätze zu akquirieren.

Obwohl von allen Seiten die immense Bedeutung von Schulsozialarbeit unterstrichen wird, kämpfen die Akteure vor Ort mit Widrigkeiten: „Diese Arbeit wird nicht ausreichend wertgeschätzt. Das drückt sich auch in der Bezahlung aus“, sagt die Neuköllner Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold mit Blick auf das Gehalt von Schulsozialarbeitern, das in der Regel deutlich unter dem von Lehrern liegt. Uwe Hirschfeld aus Dresden beklagt: „Anders als die meisten Lehrer sitzen viele Schulsozialarbeiter auf befristeten Stellen und müssen jährlich um eine Verlängerung kämpfen.“ Gesellschaftliche Anerkennung für eine wichtige Arbeit sieht anders aus.

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