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Ausreiseverbote für Künstler und Kritiker

CHINA Vor der Nobelpreisverleihung in Oslo wird die Regierung nervös

AUS PEKING JUTTA LIETSCH

„Wirklich albern!“ So kommentierte der chinesische Künstler Ai Weiwei gestern die Entscheidung der Pekinger Behörden, ihn nicht nach Südkorea fliegen zu lassen. Wenige Minuten bevor er das Flugzeug am Abend zuvor besteigen wollte, erklärte ihm eine Polizistin, seine Ausreise könne die „nationale Sicherheit“ Chinas gefährden. Was sie damit meinte, sagte sie nicht.

Die Regierung habe verhindern wollen, dass er an der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Bürgerrechtler Liu Xiaobo am 10. Dezember in Oslo teilnimmt, vermutet Ai. Das allerdings habe er „gar nicht vorgehabt“, sagte der Künstler gestern gegenüber Journalisten. „Aber sie wollten mich nicht hören.“ Er habe von Südkorea zwar zu einer Reise nach Europa aufbrechen wollen – aber Norwegen sei nicht auf seinem Programm gewesen.

Ai Weiwei ist einer der bekanntesten und ungewöhnlichsten Künstler Chinas. Zuletzt versuchte er herauszufinden, wie viele Kinder beim Erdbeben in Sichuan 2008 ums Leben kamen, weil die Schulen schlecht gebaut waren, und wer die Opfer waren, die bei einem Hochhausbrand in Schanghai ums Leben kamen.

Er ist nicht der Einzige, der das Land in diesen Tagen nicht verlassen durfte: Am Mittwoch erfuhr der 81-jährige Ökonomieprofessor Mao Yushi, dass er nicht zu einer Konferenz nach Singapur fliegen könne. Zwei Anwälten wurde die Teilnahme an einer Juristenkonferenz in London verweigert. Alle sind bekannte Bürgerrechtler und Regierungskritiker. Auch die Frau von Liu Xiaobo, Liu Xia, darf ihre Wohnung nicht verlassen. Ihr Internetzugang und Mobiltelefon sind gesperrt.

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