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Beispielhaft, diese Band

Tomte ist eine tolle Band. Also nicht unbedingt allein unter rein musikalischen Gesichtspunkten, sondern weil sich massig popgeschichtliche Anschlüsse finden lassen bei Tomte und ihrem freundlichen Indieliedermacherrock, musikalisch so Kapuzenpulli mit genug an Reflexionsschleifen in den Texten, dass man früher reflexhaft „Hamburger Schule“ gesagt hätte. Inzwischen aber neigt man in der Poppresse dazu, diese Ausbildungsstätte für geschlossen zu erklären, weswegen auch hier diese Fährte nicht weiter verfolgt werden soll und man sich lieber mal der sowieso interessanteren ökonomischen Perspektive widmet. Mit Tomte, die für ihr zweites Album „Eine sonnige Nacht“ Anfang des Jahrtausends ein eigenes Plattenlabel gründeten mit Hotel van Cleef, das kurz danach zum Grand Hotel van Cleef erweitert wurde, weil die mit Tomte freundschaftlich verbandelte Band Kettcar für ihr Plattendebüt keine Firma fand. So bündelte man eben die Kräfte in dem Indie-Label, das sich jetzt schon eine kleine Weile recht wacker am Markt hält.

Aber vielleicht stimmt ja, was man im Kino bei den Endzeitfilmen lernen kann. Dass nämlich nur die Banden oder familiären Kleingruppen überleben werden, während die Großstrukturen zerschlagen sind, weil sie einfach zu unflexibel sind in einer wirren Zeit. Und der Musikindustrie geht es ja nicht so gut. Muss man mal schauen, ob nun wirklich die kleinen Indielabel aus ihren ökonomischen Nischen heraus die Option für das bessere Geschäft sind.

Außerdem sind Tomte popgeschichtlich auch deswegen von Bedeutung, weil sie sich zu den Bands gesellen, die sich ihren Namen aus der Kinderbuchliteratur besorgt haben und damit doch ein anderes Signal an Belesenheit setzen als etwa Blumfeld (Hamburger Schule, siehe oben), die ihren Namen bei Franz Kafka borgten. Weitere beliebte Kinderbücher-Bands: Die fünf Freunde, wurden zu Teilen Superpunk. Belle and Sebastian. Oder schroffer, Shock Headed Peters mit Struwwelpeter-Postpunk. In Berlin Mein Mio, nach dem Lindgren-Buch „Mio, mein Mio“. Und Tomte, auch nach Lindgren von Tomte Tummetott.

Ein kleine Eintrübung ist jetzt nur, dass Tomte gar nicht spielen werden heute in der C-Halle beim „Fest van Cleef“, mit dem das Grand-Hotel-Label die ökonomische Verwertungskette in den Konzertbetrieb hinein erweitert. Aber Tomte-Sänger Thees Uhlmann wird hier bestimmt auch einige alte Tomte-Lieder neben seinen neuen spielen, die dann demnächst auf seinem ersten Soloalbum erscheinen sollen. Und mit Kettcar im Anschluss hat man dann ja doch noch einen Begriff aus dem Kinderzimmer. THOMAS MAUCH

■ Fest van Cleef: C-Halle, Fr., 18 Uhr

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