: Lieber in Wohnungen investieren
VON JULIANE SCHUMACHER
Geschäftsidee gesucht? Ganz einfach: Baracke mieten, vier Betten in jedes Zimmer, irgendwo noch eine Dusche angeschraubt, und ab zum Bezirksamt, Zettel zum Mindeststandard unterzeichnen: Fertig ist die Notunterkunft für Wohnungslose. Sicheres Einkommen garantiert, die Sozialämter bezahlen. Kontrollen? Keine Sorge, die finden ohnehin nicht statt, und wenn doch, passiert trotzdem nichts. Schließlich hat Berlin Wohnungsnot und kann jedes Bett für Wohnungslose brauchen.
Heime abschaffen
Die Stadt ist verpflichtet, Wohnungslose im Notfall unterzubringen. Zuständig sind die Bezirke, und die sind knapp an Mitteln und noch knapper an Personal. Die Unterkünfte werden in vielen Bezirken nicht kontrolliert, wie Anfragen der Piraten zeigen. Die Folge: Satte Gewinne für die Betreiber und teils katastrophale Zustände für die Bewohner. Was das ganze System erst recht absurd macht: Für die miserablen Unterkünfte zahlen die Ämter oft das Drei- oder Vierfache dessen, was sie für eine Wohnung bezahlen würden. Höhere Mindeststandards und mehr Kontrollen sind deshalb nur eine kurzfristige Lösung. Langfristig muss das Gleiche gelten wie für Flüchtlinge: Heime gehören abgeschafft.
Die städtischen Wohnungsbauunternehmen müssten ein Kontingent von Wohnungen für den Notfall bereitstellen. Und schließlich muss endlich eine Wohnungspolitik betrieben werden, die auch für die halbe Million Menschen in Berlin Wohnraum bereithält, die derzeit auf dem Markt nichts mehr finden. Denn besser als eine gute Versorgung von Wohnungslosen ist allemal, wenn sie ihre Wohnung erst gar nicht verlieren.
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