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KURZKRITIK: HENNING BLEYL üBER „SCHUTZSCHIRMSPRACHE“Verdichtete Weltsichten

Wenn der Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschrechte eine Lyrik-Lesung einleitet, wird es nicht um gefühlige Belanglosigkeiten gehen. Im Gegenteil: Der bekannte Rechtsanwalt Rolf Gössner interessiert sich für Rudolph Bauers „Schutzschirmsprache“, weil diese eminent politisch ist.

Bauer, im Hauptberuf Sozialwissenschaftler, unternimmt mit seinen meist knapp formulierten Versen so etwas wie einen Frontalangriff auf die wesentlichen globalen Problemlagen. Es ist eine im Wortsinn verdichtete Weltbetrachtung, die zwischen New Orleans, Staatsimmunität und Nahost nur wenig rechts liegen lässt. Wobei man die an die „Jungisraeli“ gestellte Frage, „ob sie aus stolz / nicht selbst / anheimgefallen zu sein der vernichtung / berechtigt sich wähnen anderen / aufzubrennen das biblische kainsmal“ durchaus für deplatziert halten kann.

Noch reduzierter, aber ebenso zielorientiert funktioniert die von Lothar Bührmann beigesteuerte visuelle Ebene. Die Bauer’schen Wortbilder kommentiert er mit wenigen Zeichen, die zum Teil schon Icon-Charakter haben: So, wie ein simples Desktop-Symbol komplexe Programme repräsentieren kann, ermöglichen auch die von Bauer und Bührmann verwendeten Bilder den Abruf einer umfassenden Weltsicht.

Ausstellung & Lesung: Heute, 19 Uhr, Atelierhofgalerie Alexanderstr. 9 b. Mit elektronisch-musikalischen Miniaturen von Chef mal fet

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