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Schöne Frau und fettes Kind

RESTITUTION Kunsthalle gibt Rokoko-Blatt zurück

Erneut hat die Bremer Kunsthalle eine Meisterzeichnung als unrechtmäßigen Besitz identifiziert – und sie den Erben des 1938 ausgewanderten bayrischen Juristen Michael Berolzheimer restituiert: Es handelt sich um eine 1712 von Francesco Trevisani getuschte Madonna mit Kind.

Das Blatt ist eher klein, aber von großer Schönheit: Mit eleganter Leichtigkeit hat der 1656 im slowenischen Koper geborene Künstler mit Tinte eine bewusst asymmetrische Zierkartusche entworfen. Links ranken sich Blätter, in der Mitte prangt eine Muschel – und den rechten Rand säumen seltsam gurkige abstrakte Formen. Im Zentrum des Medaillons sitzt eine mit schnellen Strichen angedeutete junge Frau. Madonna, ja, weil sie einen etwas fetten Jesus aufm Schoß hält, der mit einem Kreuz spielt. Doch ist sie von sehr weltlichem Reiz, flüchtig skizziert – und frappierend ausdrucksstark: Trevisani, heute nur Experten bekannt, war ein auf seinen Reisen durch Europa an den Höfen Stockholms, Braunschweigs und Dresdens gefeierter Star. Im 18. Jahrhundert zählt er zu den gefragtesten Malern Italiens, sein Haus ist eines der Zentren des römischen Künstlerlebens, sein Status bemerkenswert: Laut der Biografie seines Zeitgenossen Lione Pascoli leistet er sich sogar, die ihm mehrfach vom Papst angetragene Erhebung in den Ritterstand auszuschlagen.

Dass Trevisani auch an der flotten Kunst der Karikatur Spaß hatte, lässt sich angesichts des nun restituierten Blatts ahnen. Der Kunstverein will es, wie die 2013 restituierte Zeichnung Giacomo Cavedones (taz berichtete), von den Berolzheimers für die eigene Sammlung rückkaufen.  BES

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