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„Spendebereitschaft sinkt“

Tag der Organspende Der Verband der Ersatzkassen ruft dazu auf, sich mit dem Thema zu beschäftigen

Karl L. Nagel

■ 64, leitet in Bremen die Vertretung des Verbandes der Ersatzkassen.

taz: Herr Nagel, Sie schreiben, 1.000 Menschen würden jährlich sterben, weil sie keine Organspende erhalten können. Tatsächlich sterben sie doch an ihren Erkrankungen, oder?

Karl L. Nagel: Das ist relativ, weil sie mit einem Spenderorgan ja weiterleben könnten.

Aber dadurch wird doch Druck auf die Lebenden ausgeübt. Sie seien schuld am Tod anderer, wenn sie nicht spenden.

Nein, das glaube ich nicht. Uns geht es darum, die Menschen zum Nachdenken darüber zu bringen, ob sie zur Spende bereit sind oder nicht und das in einem Ausweis festzuhalten.

Verstehen Sie, wenn jemand sagt, „das ist mein Tod, in dem will ich nicht gestört werden“?

Ja, natürlich. Auch wenn ich sehe, wie viel Gutes man mit einer Organspende bewirken kann. Aber das Wichtigste ist, eine solche Entscheidung nicht den Angehörigen zu überlassen, sondern zu Lebzeiten für sich eine Haltung zu finden. Schließlich wissen wir aus Umfragen, dass 68 Prozent prinzipiell zu einer Organspende bereit sind, aber nur 28 Prozent einen Ausweis haben.

10.636 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste. 2011 bekamen 21 BremerInnen ein neues Organ, 2012 nur elf. Eine natürliche Schwankung?

Keinesfalls, das steht in direktem Zusammenhang mit den Skandalen, die die Spendebereitschaft gesenkt hat. In den Jahren zuvor konnten immer rund 20 Menschen jährlich mit einem neuen Organ weiterleben.

Steigt die Bereitschaft wieder?

Wir arbeiten daran. Es geht aber nicht nur darum, die potenziellen Spender zu motivieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sondern auch die Kliniken.

Sie meinen, dass die nicht bereit sind, einen willigen Organspender zu melden?

Eine Organspende ist immer mit einem höheren Aufwand verbunden, selbst wenn die Stiftung Organspende die Teams zur Vorbereitung und Entnahme stellt.

Es gibt Kliniken, die diesen Aufwand scheuen?

Die Vermutung liegt nahe, weil es eine große Schwankungsbreite gibt zwischen Kliniken, die viele Organspender melden, und solchen, die es nicht tun.

Wie sieht das in Bremen aus?

Die Spenderate liegt in Bremen weit über dem Länderdurchschnitt. Das liegt daran, dass es sich um ein Ballungsgebiet handelt mit Hochleistungskliniken. Nicht jedes kleine Kreiskrankenhaus ist in der Lage, eine Spende einzuleiten.  INTERVIEW: EIB

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