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„Die WM wird unser wahres Gesicht zeigen“

„Ich halte Fußball für extrem machohaft, rassistisch und homophob. Die WM wird der Welt ein realistisches Brasilien zeigen: eines, das zwar unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt rangiert, aber nicht in der Lage ist, seiner Bevölkerung die elementarsten Grundlagen bei Sicherheit, Transport, Bildung und Gesundheit zu garantieren.

Die Besucher werden ein sympathisches Brasilien sehen, das aber gleichzeitig extrem gewalttätig ist. Brasilien ist Weltmeister bei Schwulenmorden! In Brasilien sterben jährlich Dutzende von Fußballfans nach den Spielen! Die WM wird aufräumen mit Brasiliens romantischem Image im Sinne Rousseaus, dem des ,verlorenen Paradieses‘. Für die ärmeren und weniger gebildeten Brasilianer wirkt eine WM wie eine Betäubung, so wie Karl Marx sie einst beschrieb: ,Opium des Volkes‘.

Fußball in Brasilien wird wie eine Religion verehrt. Die WM ist dann in Brasilien aber eher ein Zirkus. Es sind Spiele ohne Brot, dafür mit Tränengas und Gummigeschossen. Ich habe in den siebziger Jahren gegen die Militärdiktatur demonstriert. Doch nie habe ich so viel Tränengas, Gummigeschosse und Pfefferspray im Einsatz gesehen wie letztes Jahr beim Confed Cup.“

■ Luiz Mott, 68 Jahre, Professor für Anthropologie an der Universität Salvador und Gründer der Grupo Gay da Bahia, der ältesten Schwulenvereinigung Brasiliens

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