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BenQ: Retter verspätet

Betriebsrat des Handyherstellers erwartet Angebot eines Investors zum 2. Januar. Die IG Metall bleibt skeptisch

KAMP-LINTFORT taz ■ Die Mitarbeiter des von der Schließung bedrohten BenQ-Handywerks in Kamp-Lintfort hoffen auf eine Rettung in letzter Minute. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Leucker bestätigte gestern, dass am 2. Januar das Angebot einer Investorengruppe eingehen soll, die die Firma übernehmen möchte. Bei dem möglichen Käufer soll es sich um einen IT- und Halbleiterhersteller handeln, der von einem Münchener Rechtsanwalt vertreten wird. Ein zweiter Interessent war gestern Morgen abgesprungen.

Insolvenzverwalter Michael Prager hatte ausgeschlossen, den Betrieb im kommenden Jahr unter seiner Leitung weiterzuführen. Wenn sich bis zum 1. Januar kein Käufer findet, wird das Insolvenzverfahren eröffnet und die Produktion zurückgefahren, bis sie schließlich ausläuft. Die Aussicht auf ein späteres Angebot könnte jedoch als Argument dienen, den Betrieb aufrecht zu erhalten, damit einem potenziellen Investor ein reibungsloser Übergang ermöglicht wird. Eine Sprecherin von Prager sagte, dass darüber bis zum Silvesterabend verhandelt werde.

Die Gewerkschaft IG Metall reagierte gestern skeptisch auf die in Aussicht gestellten Angebote. „Ein Investor ist noch kein Wert an sich“, sagte der zuständige Bevollmächtigte Ulrich Marschner. Neben Geld müsse ein Käufer auch ein schlüssiges Konzept mitbringen, um die Produktion längerfristig zu sichern. „Noch eine Leidensgeschichte ist den Leuten nicht zuzumuten“, sagte Marschner. Man dürfe nicht „irgendwelchen Rattenfängern hinterherlaufen“. Auch der Bocholter IG Metall-Chef Heinz Cholewa mahnte zur Vorsicht: „Es wäre den Mitarbeitern gegenüber unfair zu sagen, dass alles in Ordnung ist“, sagte er. „In einem solchen Verfahren kann sich in jeder Sekunde alles ändern.“A. FLORIÉ, K. JANSEN

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