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berliner szenen Krieg in der Schneekugel

Jungens eben

Es sieht so friedlich aus, wie die Jungens da rund um den Tisch sitzen, mit Schere, Pinsel und Klebstift ausgerüstet und knifflige kleine Teile in ihren großen Händen drehen. Sie basteln, Stunden rund – ich sehe sie nur von außen, durch das Glas der Schaufensterscheibe des Ladens „Area 51“, kurz bevor ich in die U-Bahn Eisenacher Straße steige, und oft Stunden später, bei der Rückkehr wieder. Sie mögen zwischen 12 und 25 Jahren alt sein, ihre weiten Hosen und Kapuzenjacken sind oft dunkel oder tarnfarbengefleckt.

Oder bilde ich mir diese Kleidung nur nachträglich ein, weil fast alles, was durch das Fenster zu sehen ist, so dunkel, grau, grün, braun und tarnfarben gefleckt erscheint? Die vielen winzigen Spielfiguren, die wie einst die Zinnsoldaten in den Vitrinen stehen, sind meistens bewaffnet und oft hier und dort etwas monster- und mutantenhaft geformt. Auch Panzer stehen da, mit metallischen Krusten, so dass sie halb wie gepanzerte Tiere aussehen, und riesige Killerspinnen. Und Kulissen von halb verbrannten Städten mit schauerlichen Ruinen, die jeden historischen Architekturstil zitieren, sind aufgebaut. Ist das das Ergebnis der ganzen Bastelei?

Das alles scheint irgendwie mit Fantasy und Computerspielen zusammenzuhängen, Zettel in der Tür laden zu Battles und Combates ein. „Warhammer“ und „Lord of the Rings“ werden immer wieder annonciert, mit großer nostalgischer Anmutung in den Schriften und Bildern.

Seit so vielen Jahren gehe ich nun schon an dem Laden vorbei und frage mich, was sie da spielen. Ich könnte ja hineingehen und fragen, aber das will ich eigentlich gar nicht. Ich staune sie lieber wie eine Welt in der Schneekugel an.

KATRIN BETTINA MÜLLER

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