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Mehrwert mit Steuer

Dienstleister haben die Mehrwertsteuererhöhung teilweise für satte Preiserhöhungen genutzt

DÜSSELDORF taz ■ Die Preise von Dienstleistungen sind im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung unverhältnismäßig stark gestiegen. Dies ermittelte das Kölner Institut für angewandte Verbraucherforschung im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks. Von 136 untersuchten Betrieben in Nordrhein-Westfalen hat jeder fünfte die Preise überproportional erhöht.

Auffällig sind die Preissteigerungen bei den Gastwirten des Landes. Ein Drittel aller Betriebe hat die Preise seit Anfang Oktober angehoben. Thorsten Helwig vom Deutschen Hotel-und Gaststättenverband erklärt dies mit den erhöhten Preisen für Strom, Bier und Kartoffeln: „Wir haben der Gastronomie empfohlen, diese an die Kunden weiterzugeben.“ In den Jahren zuvor habe man trotz sinkender Umsätze das Preisniveau gehalten, viele Gastwirte würden jedoch mittlerweile „ums Überleben kämpfen“. Auch Fußballweltmeisterschaft und Weltreiterspiele hätten sich nicht positiv auf den Umsatz ausgewirkt, die positiven Signale vom Arbeitsmarkt und aus der Wirtschaft würden Preiserhöhungen gegenüber dem Kunden jetzt allerdings vertretbar machen.

Der Einzelhandel geht hingegen weniger transparent mit seiner Preispolitik um. Brigitte Rittmann-Bauer von der Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass viele Preise schon direkt nach Beschluss der Mehrwertsteuererhöhung im vergangenen Sommer gestiegen sind. Gleich bleibende Preise über den Jahreswechsel seien daher nur bedingt ein Entgegenkommen des Handels. Häufig werde die Erhöhung auch für Rabatte von Elektronik-Discountern vereinnahmt. Diese müssten vor den Messen die Lagerbestände abbauen, 19 prozentige Rabatte sollen dabei die Assoziation zur Mehrwertsteuer wecken.

CHRISTIAN WERTHSCHULTE

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