Steffen Grimberg Der Wochenendkrimi: Badewannen-Tango
Keppler will weg. Und fast möchte man aufatmen, dass der Leipziger Kommissar demnächst im hessischen Wiesbaden seiner griesgrämigen Gutsherrenart freien Lauf lassen will – dann sogar als Kommissariatsleiter. Doch weil man weiß, dass es in den meisten „Tatorten“ sowieso immer anders kommt, sollte man die Hessen nicht zu früh bemitleiden.
Der aktuelle Fall ist Keppler (Martin Wuttke) aber in jedem Fall zu billig: Ein Selbstmord in einem Seitenkanal der Elster, die Leiche fehlt zwar, aber sonst scheint alles Bingo und der Abschiedsbrief rührt zu Tränen. Also ermittelt das Alphatierchen lieber andernorts und überlässt Kollegin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) die Suche nach der verblichenen Carla Schütz. Für Keppler, der sich jetzt so richtig mit seiner Kollegin – die auch von seinen Wiesbadenplänen nur auf Umwegen erfährt – verkracht hat, gibt es derweil den solventen Jürgen Hahn, der ziemlich tot in seiner Badewanne sitzt.
Nein, bitte nicht schon wieder ein „Kommissare, die sich nicht mehr lieb haben“-Stück, möchte man schreien, aber das Buch von Clemens Schönborn und Meike Hauck kennt keine Gnade. Saalfeld ist richtig sauer, und Keppler zieht sogar aus dem gemeinsamen Büro aus.
Auch die Witwe von Mordopfer Hahn ist so verdächtig, dass man gleich weiß, da kommt noch ein dickes Ding, doch bis dahin vergehen rund 60 TV-Minuten, die noch ein paar mehr Badewannenopfer fordern. Das spart anders als im Fall Carla Schütz aber immerhin die Polizeitaucher.
Dass diese Ausgabe des Leipziger „Tatort“ wieder eine der schlichteren ist, wäre vielleicht noch zu verschmerzen. Doch wenn am Ende Saalfeld ihrem Kollegen Keppler, dem sie natürlich auch noch eben das Leben gerettet hat, ein trotziges „Bleib doch!“ hinterherruft, dann ist das purer Masochismus. Dem der Dauerbesserwisser logischerweise gern entspricht.
■ Leipzig-„Tatort: Rendevous mit dem Tod“; So., 20.15 Uhr, ARD
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