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Renate Jürgens-Pieper, SPD-BildungspolitikerinKeine Tausch-Kandidatin

Renate Jürgens-Pieper

■ 59, ist Senatorin für Bildung und Wissenschaft in Bremen, früher war sie Kultusministerin in Niedersachsen.Foto: dpa

Die Rede vom „Frauentausch“ ist zu schön und gleichzeitig zu böse, um wahr zu sein: Olaf Scholz, so die Idee, könnte seine Frau, die Hamburger Bildungspolitikerin Britta Ernst, in Bremen als Bildungssenatorin empfehlen und gleichzeitig die erfolgreiche Bremer Senatorin Renate Jürgens-Pieper als externe, vom Hamburger SPD-Klüngel freie Kandidatin für das entsprechende Amt in Hamburg gewinnen.

Von Britta Ernst gibt es dazu kein Wort, in Bremen gibt es naturgemäß ein Dementi. Dabei würde es in die Erfolgs-Biografie von Renate Jürgens-Pieper durchaus passen. Die gelernte Lehrerin hat sich mit Energie und erstaunlicher Durchsetzungsfähigkeit einer (erneuten) Reform des Bremer Schulsystems verschrieben, für das sie sogar die CDU mit einem „Bildungspakt“ ins Boot bekam. Als Zugeständnis an die CDU konnte sie ihrer Basis die Bestandsgarantie für acht Gymnasien erklären, mit den klassischen „Schulzentren“, einem Torso der bisherigen Bremer SPD-Politik, räumte sie konsequent auf: Neben den Gymnasien soll es bald in Bremen nur noch „Oberschulen“ geben, das Pendant zur Hamburger Stadtteilschule. Auch die Gesamtschulen streifen damit ihren negativ belasteten Namen ab. Nach dem Bremer Modell sind die Oberschulen zunächst praktisch Gesamtschulen, ab Klasse neun wird aber in Kernfächern differenziert. Sie sollen einen „Gymnasial-Anteil“ von 30 Prozent haben und in neun Jahren zum Abitur führen.

Eigentlich war die Bremer Lehrerschaft der permanenten Reformerei ebenso überdrüssig wie das politische Publikum. Und in den rot-grünen Wahlprogrammen stand die „Schule für alle“. Das Bremer Oberschul-Modell war also ein intelligenter Kompromiss. Sogar die Bremer CDU empfiehlt ihn bundesweit, während viele aus dem eigenen Lager es als Zwischenschritt zur „Schule für alle“ betrachten.

Während in Bremen auf Jürgens-Pieper nur die mühsame Abarbeitung des eingeschlagenen Kurses wartet, könnte sie die verfahrene Lage in Hamburg als große Aufgabe empfinden. Der Bremer Bürgermeister dürfte sie allerdings wenige Wochen vor der Bremer Wahl am 22. Mai ungern gehen lassen. KAWE

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