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■ Mit dem Aktienboom auf du und duDer dicke Dax

Berlin (taz) – Das zarte Pflänzchen Aktie brauche noch viel Dünger, tönte es gestern aus der Deutschen Bundesbank. Denn auch der Run auf die „Volksaktie“ der Telekom habe nicht dazu geführt, daß die Aktie in Deutschland tatsächlich zu einer populären Geldanlage wurde.

Wie bitte? Noch mehr Dünger in Zeiten, in denen der Deutsche Aktienindex (Dax) Tag für Tag neue Rekordmarken durchbricht? „Genug ist nie genug – genug kann nie genügen“, singt Wecker. Und so starrten gestern die Börsenhengste wie gebannt auf die riesige Fieberkurve der Aktienkurse. Sollte die bislang nie erreichte Schallmauer von 3.000 Punkten durchbrochen werden? Der Dax kletterte und kletterte, getrieben von den Werten exportorientierter Konzerne, die von der aktuellen Stärke des US-Dollar (1,60 Mark) profitieren, um 39,57 Punkte – auf 2.993,31 Punkte. Knapp daneben ist auch vorbei. Aber heute ist auch noch ein Börsentag. Und ein Ende der Hausse ist nicht abzusehen.

Rekordmeldung auch aus den Vereinigten Staaten: 6.762,29 Punkte auf dem Dow- Jones-Index. Neue Rekorde auf den Börsenbarometern auch in Finnland, in Australien, in Mexiko und in Italien. „Wie im Rausch“ würden die Menschen alles zusammenkaufen, was nach Wertpapieren aussehe, berichtete Börsenmakler Gerardo Biello in Rom. „Hausgemacht“ nennen Experten die in Italien bislang unbekannte Hausse. Die Banken zahlen immer weniger Zinsen für Spareinlagen; und die Sparer plündern im Gegenzug ihre Konten und kaufen Aktien, um für ihr Geld wenigstens noch ein paar Lire mehr zu bekommen.

Also, Bundesbank: Leitzinsen runter. Dann senken auch bei uns die Geschäftsbanken ihre ohnehin schon mageren Zinsen für Spareinlagen weiter ab – und schon kaufen auch Frieda und Otto Aktien von den Boomern. Die schon mit den Hufen scharrenden Börsenhengste können dann schon einmal die neue Dax-Rekordmarke anpeilen: 4.000 Punkte. Heißa, Hausse ohne Ende.

Und wie bislang immer, wenn Aktien und DAX steigen, steigen auch die Arbeitslosenzahlen. Rausschmisse sind Gewinnbringer. Klaus-Peter Klingelschmitt

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