piwik no script img

Durchs DröhnlandKlingt wie Vinyl, echt

■ Die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Zu ihrem krachenden Gitarrenrock, der aus amerikanischen Herzen zu kommen scheint, singt die Hildesheimer Band Aroma Gold sehr logisch fließende deutsche Texte. Dann kommt das nächste Gewitter wie von Neil Young. Das ist möglicherweise neu, so wie ihr Mut zu häßlichen Polohemden. Ansonsten reihen sie sich widerspruchslos ein in die hübsche Reihe mit aktueller deutscher Popmusik.

13.3., 22 Uhr, Tacheles, Oranienburger Straße 53–56, Mitte

Ganz im ehrenvollen Gedenken an die Achtziger und ihren Hang zum Trash gehen Mucus 2 auf. Das Trio aus Heidelberg mit dem amerikanischen Sänger/Gitarristen hat tatsächlich eine Single veröffentlicht aus echtem Vinyl, und die hört sich auch an wie eine Single aus echtem Vinyl. Das scheppert und schleift und freut den Altrocker, während im Hintergrund das Feedback nach Anschluß sucht.

Mit Cheater Slicks, 13.3., 22 Uhr, Schleusenkrug, An der Tiergartenschleuse, Müller- Breslau-Straße, Charlottenburg

Retropunk im besten Sinne spielen die Bruisers. Denkt man so. Dann merkt man, daß sie dafür zu alt sind. Als Green Day noch ihr erstes Bier aus einem Nuckelfläschchen zu sich nahmen, also 1988, brachte das Ami-Quintett seine erste EP heraus. Seitdem ist ihr ziemlich oi-iger Punkrock nicht zeitgemäßer, aber halt auch nicht schlaffer geworden.

Mit Blood for Blood, 13.3., Insel, 20 Uhr, Alt-Treptow 6, Treptow

Bei Universal Supersession treffen sich nicht nur die Ethnien, sondern auch die musikalischen Stile. Musiker aus Marokko, den Niederlanden, Deutschland, USA und Polen machen auf einer funkigen Grundlage keinen Halt vor HipHop, Jazz, afrikanischem Pop und Folklore, und die Bläser tun so, als würden sie James Brown über die Bühne treiben.

14.3., 21 Uhr, Miles, Greifswalder Straße 212, Prenzlauer Berg

Tuesday Weld kommen aus Heidelberg und hängen schon mal mit Sharon Stoned und Locust Fudge ab. Und sie haben offensichtlich kein Problem, daß man das ihren Gitarren anhört. Die toben und rattern, daß es höchst unmodern ist und an Dinosaur Jr. erinnert, seufz. Gesungen wird englisch, und das ziemlich lautmalerisch.

Aus dem Ostwestfälischen dagegen stammen Mustang Ford. Ihre Musik ist weniger sonnig, auch wenn die Grundlagen prinzipiell dieselben sind. Es gibt ebenfalls eine Querverbindung zu Sharon Stoned, bei denen Mustang-Gitarrist Tim Strahl früher noch parallel spielte. Außerdem verdankt Mustang Ford als einzige Band der Welt ihren Namen gleich zwei historischen Songs: „Mustang Ford“ von Marc Bolan und Swervedrivers „Son of Mustang Ford“.

18.3., 21 Uhr, Insel

Nach Thomas D kommt nun auch Fanta 4-DJ Hausmarke mit einer Solo-Platte. Und noch mehr als bei D hat man hier das Gefühl, es ginge darum, nach all der Knete und all der Schelte aus der Szene, die die Fantas bisher eingefahren haben, nun unbedingt den Respekt nachzuholen. Dazu gibt es hübsche, unwichtige, gar nicht hittaugliche Einspiele.

Zum Gastspiel muß natürlich internationale Prominenz wie Melle Mel ran, für die Tour soll es nationaler funktionieren: MC Rene (Freestyle-Legende) und Max (Anna-Legende) vom Freundeskreis sind dabei.

19.3., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Bei 5null4 liefern sich schneidende New-Wave-Gitarren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den hüpfenden Gesängen aus weiblichen und männlichen Kehlen. Manchmal könnte man meinen, die B-52s würden es auf ihre alten Tage mit ein paar Jazz- Einflüssen versuchen. Die Verbindung zu Zoon ist allerdings allein geographischer Natur. Beide Bands kommen aus Lübeck, aber musikalisch nicht vom gleichen Planeten. Zoon wollen „animalische Urinstinkte“ freisetzen, und man kann das hören. Ihre Noise-Exkursionen gleiten zwar manchmal ins Beliebige ab, aber sie verstehen es, sie mit leichten folkigen Sequenzen zu kontrastieren.

19.3., 22 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Prenzlauer Berg, Eintritt frei Thomas Winkler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen