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Der Traum von der cleanen Wasser-Metropole

■ Kreative Jugendliche zeigen, was man aus Planungslücken machen könnte, wenn das Geld da wäre

„Uns ging es vor allem darum, daß hier mal Leben reinkommt“, erklärt Lars Urban seine Beweggründe. Wie über 300 weitere Jugendliche aus ganz Berlin hat auch der 25jährige Köpenicker darüber nachgedacht, wie man triste Ecken in der Stadt reaktivieren kann.

Zusammen mit 13 Freunden und Bekannten hat Lars die Idee des „Mellow Park“ entwickelt. Eines von 105 Projekten, die zur dritten Auflage des Wettbewerbes „Jugend entwickelt das neue Berlin“ an den Start gehen. Wo derzeit noch die Industriebrache des ehemaligen Kabelwerks verödet, wollen die Köpenicker Jugendlichen eine grüne Spiel- und Erlebnisfläche schaffen, direkt am Spreeufer.

Überhaupt – Berlin als Stadt am Wasser wird thematisch in einer Vielzahl der stadtplanerischen Entwürfe aufgegriffen. Als Grünauer Wasserski-Seilbahn, als Kulturzentrum „Brückenhaus“ oder als Aqua-Galerie, wo Spreewasser zum Hör-, Riech- und Schmeckerlebnis wird: „Berlin lernt schwimmen.“ Auch „Flyer“-Herausgeber Marc Wohlrabe, selbst nicht mehr ganz jugendliches Jury-Mitglied, muß wohl ebenfalls die Wasserstraßen im Kopf gehabt haben, als er in seiner Eröffnungsrede sagte: „Berlins Chance ist, daß es hier keine eingefahrenen und klaren Wege gibt.“

Die 15- bis 25jährigen Teilnehmer, die sich anläßlich der Ausstellungseröffnung am Mittwoch der Öffentlichkeit im Kreuzberger Willy-Brandt-Haus präsentierten, suchten ihre eigenen Wege, als Stadtplaner, als Wissensvermittler, als Künstlerisch-Kreative, als „Unternehmer von morgen“. Die Schüler und Studenten erfanden ein neues Umsteigekonzept für den Bahnhof Ostkreuz, ganz und gar neue Vorschläge für den Palast der Republik und die müllvermeidende Love-Parade-Plastikflasche, die kostenlos nachfüllbar ist und sich über Werbung trägt. „Viele tolle Ideen für dynamische Dienstleistungen“, schwärmte Volker Hassemer, Chef der Stadtmarketingfirma „Partner für Berlin“, die für den Wettbewerb verantwortlich zeichnet.

Und Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) gab den jungen Ideenentwicklern am Eröffnungsabend süffisant Nachhilfe: „Ohne Sponsoring helfen die besten Ideen nichts, das Geld fällt schließlich nicht vom Himmel.“ Dem Wettbewerb, meint Branoner, fehlt letztlich noch die „Realisierungsstufe“, wo das Kreative mit tragfähigen Finanzierungsideen verbunden wird. So bleibt der Wettbewerb mit seiner über die nächsten Wochen laufenden Ausstellung zumindest ein Forum für engagierte Semesterarbeiten und multimediale Klassenprojekte.

Das freut die Schulsenatorin. Drei Viertel der Arbeiten sind Kommunikationsprojekte, E-Mail-Telefonzellen, Notebook-Stadtführer und vernetzte Schulen. Anlaß genug für Ingrid Stahmer (SPD), vermehrte Computer-Aufrüstung an Berlins Schulen anzumahnen: „Hier sehen wir die Zukunft, und die ist multimedial.“ Der Wettbewerb ist auf ein modernes, homogenes und „cleanes“ Berlin focussiert. Nur vereinzelt befassen sich die Beiträge mit Randgruppen und fremden Kulturen.

„Das Multikulturelle“, findet die Schulsenatorin, „wird hier nicht als Problemthema behandelt, es ergibt sich aus der Gruppenarbeit.“ Christoph Rasch

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