die taz vor 20 jahren: Das Ende der Tennis-Troika
Das erfolgreichste Dreiergespann seit den Musketieren existiert nicht mehr. Günther Bosch, drei Jahre lang Trainer, Zweitvater und Freund des Leimener Tenniswunders, ist es leid, den komplizierten Prozeß der Erwachsenwerdung eines Stars aus der Nähe zu verfolgen. Ion Tiriac, der grimmige Dritte im Bunde, hatte schon seit geraumer Zeit gestänkert und nach einem „spielstarken“ Coach verlangt.
Steter Tiriac höhlt jeden Stein, und seit die Blicke des 19jährigen Ballkünstlers nicht mehr ständig den Trainer, sondern die Augen der Freundin suchen, ist Bosch ins väterliche Abseits geraten. „Ich kann die Einstellung nicht mehr akzeptieren, mit der sich Boris auf die Turniere vorbereitet“, begründete Bosch leicht beleidigt die Trennung, außerdem habe sich der Tennisstar auch sportlich stärker von ihm abgenabelt, als er das jemals für möglich gehalten hätte.
Selbständig und widerborstig ist er geworden, der einstige Musterknabe der Nation, und nun hat er sogar begonnen, in der Manier eines McEnroe Geldstrafen anzusammeln. Bei seiner Achtelfinal-Niederlage in Australien gegen Wally Masur waren es 500 Dollar für das „Zerbrechen eines Schlägers“, 1.000 Dollar für „zweimaliges Werfen eines Balles in offensiver Weise nach dem Schiedsrichter“, „Schlagen auf den Schiedsrichterstuhl“ und „Spucken mit Wasser in Richtung des Schiedsrichters“ sowie (ironischerweise) 500 Dollar für „unerlaubtes Coaching“. Die Kolonie der deutschen Einwanderer war entsetzt: „Heute muß ich mit einem vor Scham gesenkten Kopf zur Arbeit gehen“, faßte einer seinen Kummer in traurige Worte.
Matti Lieske, taz vom 22. 1. 1987
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