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Nordkorea-Gespräche treten auf der Stelle

Doch bei den Atomverhandlungen in Peking scheinen Washington und Pjöngjang einem Abkommen näher zu rücken

PEKING taz ■ Die Spannung wächst, obwohl bisher alles so gelaufen ist wie immer. Vier Tage lang währte gestern die neueste Runde der Pekinger Sechsergespräche über einen Atomausstieg Nordkoreas, und ein Ergebnis war zunächst nicht in Sicht. Das ist man von den seit 2003 andauernden Verhandlungen nicht anders gewöhnt.

Wie üblich gaben die Diplomaten der teilnehmenden sechs Länder – China, USA, Russland, Japan, Nord- und Südkorea – widersprüchliche Auskünfte. Der japanische Delegationsleiter Kenichiro Sasae warf gestern den Nordkoreanern vor, die Gespräche „mit exzessiven Forderungen zu blockieren“. Dagegen blieb US-Verhandlungsleiter Christopher Hill optimistisch: „Wir haben heute den vierten Tag, und mir scheint, dies ist der Tag, an dem wir alles unter Dach und Fach bringen.“

Was die Spannung in Peking dennoch wachsen ließ, war die ungewohnte Unruhe in Washington. Dort schienen sich am Wochenende das Weiße Haus und das Außenministerium auf eine Erklärung zur Nordkoreapolitik vorzubereiten. „Es geht um das Libyen-Modell“, zitierte die New York Times amerikanische Regierungsquellen, die ein ähnlich dezidiertes Schritt-für-Schritt-Abkommen zwischen den USA und Nordkorea in Aussicht stellten, wie es seit Ende 2003 zwischen den USA und Libyen besteht. Mit dem Abkommen gelang es, Libyen von Atomwaffen und aus der internationalen Isolation zu befreien.

Ein wenig Grund zur Hoffnung gibt es. Statt über allgemeine Prinzipien wird in der Sechser-Runde inzwischen über Details verhandelt. Demnach steht nicht mehr zur Debatte, ob Nordkorea bei entsprechenden Gegenleistungen seinen Plutonium-Reaktor in Yongbyon abstellen und dort internationale Inspektionen akzeptieren würde, sondern nur noch, wie hoch der Preis dafür wäre. Laut der japanischen Nachrichtenagentur Kiodo verlangt Pjöngjang 2 Millionen Tonnen Heizöl und 2 Millionen Kilowatt Strom für den ersten Schritt der Reaktorabschaltung. Hoffnungsvoll daran ist, dass der Verhandlungsprozess anscheinend schon bei solchen Forderungen angekommen ist. Zudem sieht der jüngste, von China vorgelegte Kompromissvorschlag schnelles Handeln vor: Binnen zwei Monaten sollen Nordkorea größte Atomanlagen stillliegen. Andererseits kennt man den Verhandlungsstil der Nordkoreaner: Sie können von einem Tag auf den anderen einen anderen Gang einlegen.

Man wird also abwarten müssen, ob Nordkorea wirklich einem Abkommen zustimmt. Was heute mehr als in den letzten Jahren für eine Einigung spricht, ist die Lage der US-Regierung, die einen außenpolitischen Erfolg dringend nötig hat. Zudem könnte sich Pjöngjang aufgrund seines erfolgreichen Atomtests im Oktober weniger bedroht als zuvor wähnen. GEORG BLUME

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