Jobabbau bei Schering: Das Böse steckt im System
Berliner Wirtschaftspolitiker haben vor einem Jahr noch gedacht, bei der Übernahme des Pharmakonzerns Schering durch den Chemieriesen Bayer sei die Stadt mit einem blauen Auge davongekommen. Die Schering-Mitarbeiter trauten den freundlichen Worten der Leverkusener schon damals nicht. Nun scheinen ihre Befürchtungen wahr zu werden. Jeder fünfte Schering-Arbeitsplatz soll demnächst wegfallen.
Kommentar von FELIX LEE
Weder hat das gute Umfeld der Gesundheitsbranche in der Stadt der Belegschaft im Kampf gegen den Personalabbau genutzt, noch sichern die erwirtschafteten Gewinne, die das Weddinger Werk mit seiner Spezialisierung auf Verhütungspillen auch im vergangenen Jahr eingefahren hat, den Standort. Global Player wie der Bayer-Konzern gehorchen anderen Gesetzen: Nicht die Zahl der Arbeitsplätze zählt, sondern die maximale Rendite. Mit dem Stellenabbau, der sich nun abzeichnet, wird das Schlimmste nicht überstanden sein.
Eine solche Entscheidung ist längst nicht nur allein der Bayer-Spitze anzulasten. Sie liegt heutzutage leider in der Natur aller börsennotierten Unternehmen, die dem Druck skrupelloser Finanzinvestoren ausgesetzt sind: Damit die Aktienkurse immer weiter in die Höhe schießen, kann beim Streben nach höherer Rendite keine Rücksicht auf Arbeitsplätze und traditionsreiche Standorte genommen werden. Die tatsächlichen Bösewichte sind nur schwer auszumachen. Denn auch Konzernmanager führen nur ihren Auftrag aus und können jederzeit ausgewechselt werden, sobald die Rendite nicht den Erwartungen der Aktionäre entspricht.
Schuld sind im Grunde all diejenigen, die ihr Geld den Finanzinvestoren in den Rachen werfen. Und das sind inzwischen leider ziemlich viele. Das Böse steckt im System.
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