transfergeschäfte: Erst die Spende, dann in den OP
Der heute in Münster zu Ende gehende Deutsche Ärztetag lehnt eine Änderung des Transplantationsgesetzes ab. Er hat damit die vom Nationalen Ethikrat vorgelegte Empfehlung, jeden als potenziellen Organspender zu betrachten, außer er habe zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen, eine klare Abfuhr erteilt. Die Widerspruchslösung sei nicht mit dem deutschen Rechtsgrundsatz „Schweigen ist keine Zustimmung“ vereinbar, wird zur Begründung angeführt. Um die Anzahl von Organspenden zu erhöhen, sollen erst einmal Strukturmängel beseitigt werden. So melden viele Kliniken aus Angst vor finanziellen Nachteilen keine potenziellen Spender. Vorwerfen lassen müssen sich die Transplantationsmediziner aber auch, dass sie allzu häufig schweigen, wenn in ihrer Branche etwas schief läuft. Da verschwindet zur Überraschung der Klinikleitung mal für einige Tage der Chefchirurg samt Schwestern und medizinischen Apparaten zu zahlungskräftigen Ölscheichen. In einem anderen Transplantationszentrum wird zwar aus ethischen Gründen eine Lebendspende abgelehnt, kurz darauf wird der Organtransfer dann woanders doch durchgeführt. Was folgt sind dann keine oder nur halbherzige Konsequenzen. Und jetzt ist auch noch aufgeflogen, dass der Leiter des Essener Transplantationszentrums, Professor Christoph Broelsch, wiederholt von Patienten verlangt haben soll, vor einer Operation erst einmal eine mehrere Tausend Euro umfassende Spende bei der Klinik abzugeben. Das soll dort so üblich sein, heißt es. WOLFGANG LÖHR
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