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klaus augenthalerAutomatismen beim Autoklub

Es gibt stimmungsvollere Saisonabschiedspartys als jene, die der gemeine Fan des VfL Wolfsburg am Samstagabend erlebte. Es war zwar angenehm warm, die Abendsonne schien, und die Bandmitglieder der Gruppe Mr. Feelgood gaben sich alle Mühe, mit aufgesetzter Fröhlichkeit die versprengten Anhänger vor der VW-Arena zu unterhalten. Doch irgendwie wollte partout keine gute Laune aufkommen.

Vielleicht ist der mittlerweile zehn Jahre in der Bundesliga spielende VfB selbst schuld, dass man ihn nicht einmal in Wolfsburg wirklich lieb hat. Zudem hatte sich schon in Windeseile herumgesprochen, was sich unmittelbar nach dem bedeutungslosen 0:2 gegen Bremen abgespielt hatte: eine Trainerentlassung der besonders stillosen Art. Klaus Fuchs, der machtlose Manager aus der dreiköpfigen Geschäftsführung, lehnte hinten im Presseraum an einem Pfeiler und hatte Schweißperlen auf der Stirn, während vorn auf dem Podium Klaus Augenthaler, der am Vortag entmachtete Trainer, ein zynisches Fazit seines 18-monatigen Wolfsburger Wirkens zog: „Zum Abschluss möchte ich mich bei allen bedanken, die mich in der letzten Zeit unterstützt haben.“

Neben Augenthaler saß Lothar Sander, Aufsichtsratsvorsitzender der VfL Wolfsburg Fußball GmbH und Mitglied im Markenvorstand der Marke Volkswagen. Und so sperrig Sanders Amtsbezeichnung klingt, so staksig hörte sich auch die abgelesene Begründung für den Rauswurf an. „Wir sind in der Aufarbeitung der sportlichen Entwicklung der Mannschaft und insbesondere der perspektivischen Möglichkeiten einer erfolgreichen Weiterentwicklung zu dem Ergebnis gekommen, dass eine personelle Neuorientierung innerhalb der sportlichen Leitung erforderlich ist.“ Nachfragen waren nicht erlaubt. Am liebsten hätten die VW-Fußballer auch Augenthaler, der aus seinem bis 2009 datierten Kontrakt mit einer Dreiviertelmillion Euro abgefunden wird, wohl noch den Mund verboten.

Jetzt brodelt die Gerüchteküche: Morten Olsen, Guido Buchwald, Erik Gerets oder gar Lothar Matthäus als Trainer? Der VW-dominierte Aufsichtsrat wird es schon richten. FRANK HELLMANN

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