piwik no script img

Betr.: kinotaz nord

A

Aguirre, der Zorn Gottes Deutschland 1972, R: Werner Herzog, D: Klaus Kinski, Helena Rojo, Peter Berling

“Ende des Jahres 1560 bricht ein riesiger Expeditionszug von Spaniern und Indianern unter der Führung von Gonzalo Pizarro von den peruanischen Anden auf, um das sagenhafte Goldland El Dorado zu suchen, das in den Amazonas-Niederungen liegen soll. Mit einer visuellen Sensibilität, die im deutschen Film ihresgleichen sucht, protokolliert Herzog den allmählichen Tod eines Traums, erfindet ungemein suggestive Bilder, die sich, wie die Figuren, immer weiter von der vertrauten Wirklichkeit entfernen, um schließlich in einem halluzinatorischen Finale zu kulminieren. Das geschieht so mühelos und selbstverständlich, wie man es zum Beispiel von Louis Bunuel kennt. Wahn und Wirklichkeit, Mythos und Geschichte gehen nahtlos ineinander über.“ (Kölner Stadtanzeiger) HH

Die andere Seite des Mondes - La face cachée de la lune Kanada 2003, R: Robert Lepage, D: Robert Lepage, Anne-Marie Cadieux / Originalfassung mit Untertiteln

“Ein Mann mittleren Alters verdient sein Geld mit einem tristen Job im Telefonmarketing und zankt sich mit seinem erfolgreicheren Bruder. Er träumt davon, seinem freudlosen Leben zu entkommen, wobei die Raumfahrt der Fluchtpunkt seiner Phantasien ist. Regisseur Robert Lepage entwirft das thematisch wie formal vielgestaltige Porträt eines vom Leben enttäuschten Philosophen, dessen existenziellen Fragen er sich ernsthaft und zugleich voller Sinn für die Absurditäten des Seins widmet. Eine philosophierende Komödie, die einen reizvollen Bewusstseinsstrom produziert, dem man sich gern überlässt.“ (filmdienst) HB

Anderland Norwegen/Island 2006, R: Jens Lien, D: Petronella Barker, Per Schaaning

„Ein junger Mann landet in einer gleich geschalteten Gesellschaft ohne Kinder, deren Mitglieder adrett gekleidet und oberflächlich freundlich, aber kalt und gefühllos sind. Als sich die Chance auftut, die Hölle zu verlassen, bereitet er seine Flucht vor. Das in düsteren Farbtönen gehaltene Schreckensbild einer Dystopia, konzentriert sich trotz satirischer Ansätze auf den unbequemen Kern der Science-Fiction-Fabel und zeichnet des Bild einer entseelten, ausschließlich von Vernunft geleiteten Gesellschaft, in der Träume und Utopien keinen Platz haben.“ (filmdienst) HH

Auf der anderen Seite Deutschland 2007 , R: Fatih Akin, D: Baki Davrak, Tuncel Kurtiz

„‚Liebe, Tod und Teufel‘ nennt Akin seine Trilogie, die er mit dem exzessiven Amour-fou-Melo ‚Gegen die Wand‘ (2003) begann und nun mit einem Sechs-Personen-Rondo fortsetzt, das verblüffend anders temperiert ist, das ruhig fließt, balladesk erzählt und philosophisch in die Tiefe geht. Sechs Schicksale kreuzen einander auf der Achse Bremen/Hamburg-Istanbul, verwandeln sich in der Begegnung mit dem Tod.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

B

Beim ersten Mal USA 2007, R: Judd Apatow, D: Seth Rogen, Katherine Heigl

„Fernsehmoderatorin Alison und Slacker Ben begegnen sich in einer Disco, taumeln gemeinsam besoffen ins Bett und gucken sich am nächsten Morgen ziemlich entgeistert an. Doch dann ist Alison schwanger, und die beiden versuchen, sich irgendwie zusammenzuraufen. Judd Apatows Schwangerschafts- und Beziehungskomödie erzählt seine Geschichte auf total unprüde Weise: Hier wird gezeigt, was nötig ist, und gesagt, was gesagt werden muss. Und das schönste daran: Das alles ist auch noch ungemein komisch. ‚Beim ersten Mal‘ blickt auf eine lustige Weise so seriös auf seine Figuren und ihre Probleme, dass man sich auch als Zuschauer endlich wieder einmal ernst genommen fühlt.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Black Box BRD Deutschland 2001, R: Andreas Veiel

„Kurz nach dem Mauerfall wird Alfred Herrhausen, Top-Manager der Deutschen Bank, von einem Kommando der Roten-Armee-Fraktion ermordet. Im Juli 1993 kommt der RAF-Terrorist Wolfgang Grams bei seiner Festnahme ums Leben. Regisseur Andreas Veiel erzählt in ‚Black Box BRD‘ die Story von Herrhausen und Grams, zwei extremen und gleichzeitig exemplarischen Protagonisten der alten Bundesrepublik. Es ist die herausragend erzählte Geschichte von zwei kompromisslosen Lebensläufen und angekündigten Todesfällen sowie einer untergegangenen Kultur.“ (tip) HB

Das Bourne Ultimatum USA 2007, R: Paul Greengrass, D: Matt Damon, Julia Stiles

„Der dritte Film der ‚Bourne‘-Reihe beendet die Geschichte des ehemaligen CIA-Agenten mit der schweren Amnesie auf hohem Niveau. Jason Bourne wird bei seiner Selbst- und Sinnfindung eindrucksvoll durch London, Tanger und New York gehetzt. Spannungsmomente verbindet der Film mit politischen Bezügen, Ähnlichkeiten mit dem Verschwörungskino der 70er sind kein Zufall.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Brinkmanns Zorn - Director's CutDeutschland 2006, R: Harald Bergmann, D: Eckhard Rhode, Alexandra Fischer / Director‘s Cut in drei Teilen

“O-Töne aus einer Lesung des Literaten Rolf Dieter Brinkmann, Super-8-Filme aus dem Nachlass des Dichters sowie deren szenische Umsetzung mit Darstellern vereinen sich durch eine rhythmisch kongeniale Montage zu einem kraftvollen, stimmigen und mitreißenden Literaturfilm, der die Wut des Dichters gegen den Literaturbetrieb ebenso wie die Hässlichkeit der herrschenden Zustände spürbar macht. Zudem vermittelt sich nachhaltig, wie leidenschaftslos die deutsche Gegenwartsliteratur ist.“ (filmdienst) HH

The Bubble Israel 2006, R: Eytan Fox, D: Ohad Knoller, Yousef „Joe“ Sweid

„Die Beziehung zwischen einem jungen Palästinenser aus der West Bank und einem Israeli aus der hippen Szene Tel Avivs zerbricht an der gewalttätigen Realität, die zwar mit allen Mitteln ausgeblendet werden soll, letztlich aber den Fluchtfantasien ein gewaltsames Ende setzt. Ein Drama, das ein (nicht nur schwules) Miteinander propagiert und zugleich die grundlegenden Gegensätze der Region anspricht. Dadurch ist der engagierte Film auch ein Dokument der Rat- und Hoffnungslosigkeit, das sich allerdings im Gewand schillernder Lebensfreude präsentiert.“ (filmdienst) HB

C

Chuck und Larry: Wie Feuer und Flamme USA 2007, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Kevin James

„Den Feuerwehrmännern Chuck und Larry sind küssende Männer zwar ziemlich suspekt. Doch damit der allein erziehende Larry seine zwei Kinder als Begünstigte seiner Lebensversicherung angeben kann, muss er wieder heiraten – und sieht im Freund und Weiberheld Chuck seine einzige Chance auf Hilfe. Während sie sich fortan als schwules Pärchen ausgeben, kollidiert in dieser witzlosen Klamotte eine oberflächliche Toleranzwerbung mit einem armseligen Schwulenbild, das ausgediente Tuntenstereotype vorgeführt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Corto! Italia! Italien 2007, R: diverse, D: diverse „Anlässlich des italienischen Filmfestivals „Cinema! Italia!“ (11.9. bis 17.9. im Atlantis) hat das Filmbüro Bremen einen Kurzfilmwettbewerb zum Thema „Italien“ organisiert. In der Schauburg wird es eine Kritikerpreisverleihung und diverse Gäste geben.“ (bremerfilmkunsttheaterHB

D

Deichking Deutschland 2007, R: Michael Söth, D: John Barron, Bela B. Felsenheimer

„Der Film, tja. Gelungen oder nicht wäre die falsche Kategorie. Schließlich ist er eine unablässige Antwort auf sein knappes Budget von 60.000 Euro. Und es ist eine Selbstreferenz Michael Söths, im Hauptberuf Industriefilmer, der sich mit ihm quasi eigengecovert hat. ‚Deichking‘ ist ein Remake seines zwölf Jahre alten Videos über Fiete Hansen, einen holsteinischen Landwirt, der sich aus Frust über die bäuerliche Alltagstristesse ins Andenken Elvis Presleys stürzt und hinterm Leuchtturm zum hüftschwingenden Sänger mutiert. Klingt blöd? Ist blöd! Entwickelt aber wie so viele C-Movies seinen Charme in der Verwaltung des Mangels als Prinzip. Fehlende Ernsthaftigkeit in Mimik, Gestik, Ausdruck, Kostüm.“ (taz) HB, HH

Disturbia USA 2007, R: D. J. Caruso, D: Shia LaBeouf, Sara Roemer

„Wegen des gewaltsamen Übergriffs auf einen Lehrer wird ein junger Mann, der kurz zuvor seinen Vater verloren hat, mittels einer elektronischen Fußfessel zu mehreren Wochen Hausarrest verurteilt. Er beginnt, per Fernglas seine Umgebung zu beobachten, und glaubt in einem Nachbarn einen gesuchten Frauenmörder zu erkennen. Seine Nachforschungen bringen ihn und seine Mutter in höchste Gefahr. Angelehnt an Alfred Hitchcocks Klassiker „Das Fenster zum Hof“ , kann der Film trotz ordentlicher Schauspielerleistungen keinen stimmigen Spannungsbogen entwerfen; Schockelemente täuschen zudem nicht über logische Brüche hinweg. Originell ist indes die Kopplung des bekannten Krimi-Plots mit der Trauerarbeit um den toten Vater.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Ein fliehendes Pferd Deutschland 2007, R: Rainer Kaufmann, D: Ulrich Noethen, Katja Riemann

„Tragikomödie nach Martin Walsers Novelle um ein Paar in der Midlife-Crisis, das aus seinem Trott gerissen wird. Regisseur Rainer Kaufmann („Die Apothekerin“) konzentriert sich in seiner Verfilmung auf die komischen Aspekte der 29 Jahre alten Novelle. Der bekennende Truffaut-Fan bringt französische Leichtigkeit und neue Aspekte in den gedankenschweren Stoff, ohne in Klamauk zu verfallen. Das ist kein Popkorn-Kino, sondern etwas für das Glas Rotwein danach, bei dem sich über den Sinn des Lebens philosophieren lässt.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Ein mutiger Weg USA 2007, R: Michael Winterbottom, D: Angelina Jolie, Dan Futterman

„Im Februar 2002 wurde der Journalist Daniel Pearl im pakistanischen Karachi gekidnapped. Über mehrere Wochen versuchte seine Frau Mariane daraufhin mit allen Mitteln, ihn zu retten – erfolglos. Die Verfilmung ihrer Erinnerungen mit Angelina Jolie in der Hauptrolle hat Michael Winterbottom im Doku-Stil inszeniert. Der Film wirkt wie eine komplexe Faktensammlung zu den Ermittlungen, bei der die Stärke Mariane Pearls nur selten sichtbar wird. Ein Politthriller, der bewusst jede Spannung vermeidet. Und ein Drama, das mit unterkühlter Sachlichkeit stark entdramatisiert wurde.“ (tip) HH, KI

Ernesto „Che“ Guevara -Das Bolivianische Tagebuch Schweiz/Frankreich 1994, R: Richard Dindo

“Richard Dindo, Spezialist für dokumentarische „biopics“, zeigt eine scheinbar wertfreie Rekonstruktion. Bilder aus dem bolivianischen Urwald, mit Handkamera aufgenommen, sind mit Fotos von damals und Interviews mit Zeitzeugen verschachtelt. So entfaltet sich das subtile Pathos der Spurensuche. Der Regisseur verschwindet in dem Material, das er geschickt und dezent ausbreitet. So entsteht eine an das Dokument gefesselte und fast puritanische Vergegenwärtigung von Geschichte.“ (epd-Film) HH

Eurythmics - Sweet Dreams Großbritannien 1983, R: Derek Burbidge, D: Annie Lennox, Dave Stewart / Originalfassung ohne Untertitel

„Diese Video-Kollektion kombiniert viele Songs des Albums »Sweet Dreams - are made of This« (1983), mit dem die Eurythmics ihren Durchbruch hatten. Den Mittelpunkt bildet ein Live-Konzert im britischen Club »Heaven«. Die Show dort wird durch eine brillante Parodie getragen und immer wieder durch Ausschnitte aus den Videos von z.B. »Love Is A Stranger«, »Who‘s That Girl?« und einer unveröffentlichten Version von »This City Never Sleeps« ergänzt.“ (Kommunalkino) HB

F

Farmer John – Mit Mistgabel und Federboa USA 2006, R: Taggart Siegel

„‚Farmer John‘ dokumentiert das Leben von John Peterson, einem Bauernsohn aus dem US-Bundesstaat Illinois. Während der Hippie-Zeit feierte Peterson auf seinem Erbhof wilde Partys, doch dann berappelte er sich; heute gehört der exzentrische Landwirt und Lebenskünstler zu den erfolgreichsten Vorkämpfern der Bio-Bewegung in den USA. Die liebevoll-skurrile Dokumentation von Regisseur Taggart Siegel erzählt so zugleich ein spannendes Kapitel amerikanischer Sozialgeschichte.“ (Der Spiegel) HH

Die Fremde in dir USA 2007, R: Neil Joerdan, D: Jodie Foster, Terrence Dashon Howard

„Die New Yorkerin Erica Bain moderiert die Radiosendung ‚Street Talk‘, in der sie den Hörern ihre Liebe zur Stadt mittels Storys kund tut. Mit ihrer Zuneigung zu den Straßen des Big Apples ist Schluss, als man sie und ihren Verlobten David Kirmani brutal überfällt. Nur Erica überlebt den Angriff schwer verletzt und bleibt traumatisiert. Ihre Angst besänftigt sie mit einer Schusswaffe, die sie nach ihrer körperlichen Genesung fortan mit sich führt. Bald muss sie die Pistole in Notwehr einsetzen – und findet Gefallen daran. Mit Regisseur Neil Jordan (Oscar für ‚The Crying Game‘) und Produzent Joel Silver (‚The Matrix‘) trifft Sensibilität auf Power, und beides bündelt Jodie Foster zu einem entfesselten Psychothriller um Selbstjustiz, der Erinnerungen an Abel Ferraras ‚Ms. 45‘ wach ruft.“ (kino.de) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

G

Geliebte Jane USA/Großbritannien 2007, R: Julian Jarrold, D: Anne Hathaway, James McAvoy

„Nach vielen Verfilmungen der Romane Jane Austens spekuliert dieses romantische Drama über das Liebesleben Austens und dessen Einfluss auf ihr Werk. So spiegelt der Plot ihre Themen, überzeugt das Skript mit smarten Dialogen. Optisch bleibt ‚Geliebte Jane‘ hinter Joe Wrights Adaption von ‚Stolz und Vorurteil‘ zurück, darstellerisch aber hält der Film dank Anne Hathaway und James McAvoy dessen Qualität.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

Gloria, die Gangsterbraut USA 1980, R: John Cassavetes, D: Gena Rowlands, John Adames / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein sechsjähriger Junge entgeht einem Anschlag der Mafia auf seine Familie. Beschützt von einem ehemaligen Gangsterliebchen, flüchtet er von Versteck zu Versteck. Nachdem die Frau die Beschützerrolle zunächst nur widerwillig übernahm, nimmt sie couragiert den Kampf mit den Mafia-Killern auf und schießt dem Jungen den Weg ins Leben frei. Actionfilm über die Allgegenwärtigkeit von Gewalt, der die Muster des Gangsterfilm-Genres ironisierend umkehrt und durch seinen märchenhaften Schluß auch die Traumwelt des Kinos akzeptiert.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Gordos Reise ans Ende der Welt Deutschland 2007, R: Uwe Müller, D: Ananieves Ventura, Gustavo Guevshenian

„Wenn Sie schon immer einmal einen ganzen Film aus Sicht eines Hundes sehen wollten, liegen Sie mit Gordos Reise richtig. Im Stil von Kuck mal wer da spricht wird man Zeuge von Gordos Gedanken, die auch immer wieder augenzwinkernde Parallelen zum Menschenleben aufweisen. Als Sprecher konnten für den Streifen Peter Lustig als Erzähler und Tom-Hanks-Stimme Arne Elzholtz als Gordo gewonnen werden. Hauptsächlich dürften aber Kinder ihren Spaß mit Gordos Abenteuer haben.“ (widescreen-online.de) HB

Die große Illusion Frankreich 1937, R: Jean Renoir, D: Jean Gabin, Eric von Stroheim / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Der französische Regisseur Jean Renoir war der Überzeugung, dass Grenzen nicht zwischen verschiedenen Völkern, sondern höchstens zwischen Gesellschaftsschichten existierten. „La Grande Illusion“ ist eine Illustration dieses Gedankens: Im Ersten Weltkrieg begegnen sich ein deutscher und ein französischer Offizier (Erich von Stroheim und Pierre Fresnay), die trotz der Feindseligkeiten ihrer Nationen stets Respekt und Verständnis füreinander aufbringen, weil sie letztlich ja der gleiche Beruf verbindet. Seine ursprünglich kleine Nebenrolle baute Stroheim mit Renoirs freundlicher Billigung immer weiter aus (die Halskrause, die ihn als abgestürzten Piloten identifiziert, war seine Idee) und machte den Festungskommandanten von Rauffenstein zu einer seiner unverwechselbaren Figuren.“ (taz) H

H

Hairspray USA 2007, R: Adam Shankman, D: John Travolta, Michelle Pfeiffer

„Remake der bonbonbunten Sixties-Fantasie, die Schundfilm-Ikone John Waters 1988 schuf. Angesiedelt in der Zeit der Rassentrennung und maßlos aufgetürmter Frisuren schlug das Herz des Films besonders laut für Außenseiter. Fast 15 Jahre später ist daraus ein Broadwaymusical geworden, das Regisseur Adam Shankman wiederum auf die Leinwand gebracht hat. Der Camp-Faktor ist nicht mehr so hoch wie beim Original. Dafür gibt es aber viele mitreißende Musicalnummern und ein paar gelungene Casting-Coups (u. a. John Travolta im Fummel).“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Hamburger Lektionen Deutschland 2006, R: Romuald Karmakar, D: Manfred Zapatka

„Szenische ‚Rekonkretisierung‘ zweier öffentlicher Vorträge des ‚Hasspredigers‘ Mohammed Fazazi, bei dem Regisseur Romuald Karmakar und Schauspieler Manfred Zapataka das in ‚Das Himmler-Projekt‘ entwickelte Verfahren erneut erfolgreich anwenden, um die Strukturen eines kaltherzigen, vormodernen Denkens sichtbar zu machen. Fazazis fundamentalistische Auslegung des Islam gilt als Freibrief für die Selbstmordattentäter des 11. September. Das experimentelle Dokumentarspiel vermittelt indirekt Einblick in das islamistische Milieu westlicher Großstädte, in dem radikale muslimische Prediger Fuß fassen können.“ (filmdienst) HH, KL

Harry Potter und der Orden des Phoenix USA/Großbritannien 2007, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Emma Watson

„Der fünfte Film der Potter-Saga schickt die Serien-Charaktere wieder in den zunehmend offen ausgetragenen Krieg zwischen Weißer und Schwarzer Magie, stagniert dabei aber selbst. Das milliardenschwere Potter-Franchise hat mit David Yates inzwischen ein britischer No-Name-Regisseur übernommen, handschriftenlos inszeniert er den Stoff des Entwicklungsromans, mit gewohnt kräftiger Unterstützung der Digitalabteilung, aber mit wenig Sensibilität für die kleinen Nebengeschichten im Potter-Universum. Gewohnt zauberhafte, längst vertraute Details am Rande, aber keine Neuerungen.“ (tip) H, HB, HH

Hippie Masala Schweiz 2006, R: Ulrich Grossenbacher, Damaris Lüthi

„‚Hippie Masala‘ porträtiert jene Rebellen der Wohlstandsgesellschaft, für die der ‚Summer of Love‘ nie zu Ende geht. Ohne Geld oder Papiere zogen sie vor drei Jahrzehnten weg von ihren starken Vätern oder den juristischen Nachspielen ihres Drogenkonsums gen Osten bis nach Indien, ließen sich dort nieder. Wenn der sizilianische Yogi Cesare über Kaffee spricht, der Holländer Robert in der Wildnis Jazz spielt oder Hanspeter, Bauernsohn aus dem Emmental, am Fuße des Himalaya die Käseproduktion aufnimmt, trotzen sie der Fremde ein Stück Heimat ab. Verschmitzt beobachten die Schweizer Ulrich Grossenbacher und Damsaris Lüthi in ihrer Dokumentation, wie zwar die Idealisten der Jugendbewegung an Leib und Seele altern, die Verlockungen des Lebens fern der Zivilisation aber zeitlos bleiben.“ (Der Spiegel) H, HB

I

Immer nie am Meer Österreich 2007, R: Antonin Svoboda, D: Christoph Grissemann, Dirk Stermann

„Drei Männer stecken in der Klemme: ein Archäologe, dessen Auto verunglückt und nun tief im Wald zwischen Bäumen eingekeilt ist, sein tablettensüchtiger Schwager und ein drittklassiger Musiker. Aussteigen ist unmöglich. Verletzt auf Befreiung wartend, reden sie - Banales, Intimes - und entblößen so, wie verfahren ihr Leben auch sonst ist. Eigentlich ist der Film Anti-Kino: kammerspielartige Enge, Entertainer, die ihr Bühnenimage kopieren. Doch mit einem Kniff, der entfernt an „Funny Games“ erinnert, entwickeln Dirk Stermann, Christoph Grissemann und Heinz Strunk eine leinwandtaugliche Dynamik für ihre vergnüglich-böse Groteske um drei Loser-Prototypen.“ (Cinema) HB, HH, KI

J

Jasminum Polen 2006, R: Jan Jakub Kolski, D: Grazyna Blecka-Kolska, Janusz Gajos / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Eines Tages erscheint im Kloster von Jasminow eine junge Konservatorin, die den Auftrag hat, Bilder vor Ort zu restaurieren. Sie kommt mit ihrer fünfjährigen Tochter Gienia. Das charmante und neugierige Mädchen bringt reichlich Unruhe in das geregelte Leben der Mönche. Das Kloster ist durch drei außergewöhnliche Mönche ein ganz besonderer Ort. Jeder von ihnen duftet nach einem speziellen Obst wie Schwarzkirsche, Schattenmorelle oder Zwetschge. Der elfte Film von Jan Jakub Kolski ist eine geheimnisvolle, magische Geschichte voller sinnlicher Düfte.“ (Kino 46) H, HB, HH

K

Kein Bund fürs Leben Deutschland 2007, R: Granz Henman, D: Franz Dinda, Axel Stein

„Bundeswehr-Klamotte auf dem Comedy-Niveau deutscher Privatsender: Jungstars wie Axel Stein, Florian Lukas oder Franz Dinda spielen Rekruten einer Ausbildungseinheit, die mit Panzerfahrerwitzen und ödem Latrinen-Schabernack ihre Vorgesetzten in den Wahnsinn treiben und versehentlich auch schon mal die Flagge des amerikanischen Waffenbruders in Brand setzen. Lustig finden das wahrscheinlich nur Unteroffiziere und andere schwer Betrunkene. Regisseur Granz Henman (‚Knallharte Jungs‘) darf wegtreten.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Der kleine König Macius Deutschland/Frankreich 2007, R: Lutz Stützner, Sandor Jesse

„Liebevoller Zeichentrickfilm über einen kleinen Jungen der unerwartet König wird. Die Regisseure Lutz Stützner und Sandor Jesse, die schon gemeinsam an der Fernsehserie zu dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker von Janusz Korczak arbeiteten, zauberten mit dem Zeichentrickfilm ein spannendes Abenteuer für die kleinen Kinogänger auf die Leinwand. Und auch die humane Botschaft kommt dabei nicht zu kurz.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

Könige der Wellen USA 2007, R: Ash Brannon, Chris Buck

„‚Könige der Wellen‘ sind einige aus der Art geschlagene Pinguine, die das Eis der Antarktis verlassen, um vor Hawaii um die Wette zu surfen. Auf der Reise werden sie von einem Kamerateam begleitet. In ihrem amüsanten Animationsfilm bedienen sich die Regisseure Ash Brandon und Chris Buck geschickt der Mittel des Dokumentarfilms, lassen ihre gefiederten Sportler direkt in die Kamera sprechen und folgen ihnen im Reportagestil auf Schritt, Tritt und Wellenritt. So teilt der Zuschauer mehr und mehr die Leidenschaft der untersetzten Helden und beginnt zu begreifen, warum Surfbretter die Welt bedeuten können.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Kreuzzug in Jeans Niederlande/USA 2007, R: Ben Sombogaart, D: Joe Flynn, Stephanie Leonidas

„Die Reise mit einer Zeitmaschine führt einen US-Teenager ins Mittelalter. Der Kreuzzug des Friedens, bei dem 1212 tausende Kinder ins besetzte Jerusalem aufbrachen, ist historisch belegt. Der Rest ist ein Fantasy-Drama mit illustrer Besetzung (Benno Fürmann als Mönch), aber ohne Esprit. So hätte sich das magische Zeitfenster gern zügiger schließen können: Auch im Mittelalter können zwei Stunden sehr lang werden.“ (Cinema) H, HH, KI, OL

L

Lágrimas Negras - Schwarze TränenHolland 1997, R: Sonia HermanDolz

Wie in „Buena Vista Social Club“ wird auch hier eine Gruppe von alten kubanischen Musikern dabei gefilmt, wie sie durch Europa touren, zu Hause in der Sonne aber viel legerer spielen und in die Kamera ihre Lebensgeschichten erzählen. Im direkten Vergleich kommt „Lágima Negras“ viel unspektakulärer daher, doch dafür lässt er sich auch viel mehr Zeit für die greisen Troubadoure und ihre Musik. (hip) HH

Leroy Deutschland 2007, R: Armin Völkkers, D: Alain Morel, Anna Hausburg

„Der 17-jährige Berliner Leroy ist ein deutscher Bildungsbürger – mit Afro-Look. Der Sohn einer Kulturdezernentin und eines dunkelhäutigen Erfinders übt Cello-Sonaten, wenn er nicht gerade die Annäherungsversuche seiner Nachhilfeschülerinnen abwehrt. Auch die Beziehung zu Eva könnte nicht harmonischer verlaufen - wären da nicht deren fünf Neonazi-Brüder, die einen feigen Anschlag planen. Armin Völkkers begibt sich mit seiner Komödie vor konfliktgeladenem Migrationshintergrund auf eine Gratwanderung. Aus mancher Klischeefalle kann sich der Film durch die herausragende Darstellerriege befreien.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Das Mädchen aus der Streichholzfabrik Finnland 1990, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinen, Elina Salo

“Fast dokumentarisch kühl zeigt der Autor das Leben von Iris, die in einer finnischen Streichholzfabrik am Fließband arbeitet. Von einem Manager geschwängert und verlassen und von ihren Eltern vor die Tür gesetzt, rächt sich Iris an ihnen, indem sie alle mit Rattengift umbringt. Klassisch und nahe am Stil Bressons inszeniert, vollendet Kaurismäki mit diesem Film seine proletarische Trilogie und schafft einen filmischen Meilenstein.“ (Zoom) HH

Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft USA 2007, R: Bob Shaye, D: Chris O’Neil, Rhiannon Leigh Wryn

„Ein fünfjähriges Mädchen und sein älterer Bruder entdecken eine Schatzkiste, deren Inhalt, ‚magische‘ Objekte und ein Stoffhase, zum Schlüssel wird, um mit der Zukunft zu kommunizieren. Während sich Ereignisse dramatisch zuspitzen und das Militär auf den Plan tritt, retten die Kinder die Menschheit. Spannender Kinder- und Familienfilm als gefühlsbetonte ‚E.T.‘-Paraphrase, nur dass diesmal das Gute in die eigene Zukunft aufbricht, weil dort wichtige Werte und Gefühle abhanden gekommen sind. In seinen kritischen Ansätzen eher diffus und pathetisch, unterhält der Film dennoch vorzüglich und vermittelt auch einige nachdenkliche Ansätze.“ (filmdienst) HB, HH

N

Noorderlingen Niederlande 1992, R: Alex van Warmerdam, D: Leonard Lucieer / Originalfassung mit Untertiteln

Die Hölle, das sind die Nachbarn - besonders, wenn sie die Vorhänge nicht zuziehen. In dieser bösen Komödie über durchgedreht Spießer gibt es immer zumindest ein Augenpaar, das aus einem Fenster gespannt auf die Exzesse der anderen schaut. Regisseur van Warmerdam hat einen ganz eigenen Humor - bei ihm weiß man nie, aus welcher Richtung die Pointen kommen. Und er erzählt sehr filmisch: Die Bilder sagen fast alles und es gibt nur sehr wenig Dialog. Van Warmerdam kann Langeweile zeigen, ohne dabei selbst langweilig zu sein, wie sonst nur Aki Kaurismäki. In seinem puritanisch niederländischen Mikrokosmos sind alle Figuren so böse und extrem gezeichet, dass man sie fasziniert wie Wesen von einem anderen Stern betrachtet. In den besten Szenen des Films hat van Warmerdam die Komik so präzis und elegant choreographiert, dass der Vergleich mit Jaques Tati nicht zu hoch gegriffen ist. (hip) HH

P

Paris Was A Woman Großbritannien/USA/Deutschland 1995, R: Greta Schiller, Andrea Weiß / Originalfassung mit Untertiteln

Das verlorene Paradies der Moderne ist das Paris der 20er und 30er Jahre: Die inzwischen mystisch verklärte Ära, in der Picasso noch ein Geheimtip war, die Buchhändlerin Sylvia Bach zur Geburtshelferin von James Joyces „Ulysses“wurde, Hemingway nicht viel mehr vorzuweisen hatte als seine Kriegsnarben und Gertrude Stein feststellte, daß eine Rose eine Rose sei. Bei den vielen begabten Frauen aus der ganzen Welt, die es damals an die Rive Gauche zog, ist dies ein ideales Thema für eine lesbische Dokumentarfilmerin, die sich darauf spezialisiert hat, einen ihren sexuellen Präferenzen gemäßen Blick auf die Kulturgeschichte zu werfen. Die Stärke von Greta Schiller liegt eindeutig in der Recherche, und so hat sie zu jedem Aspekt ihres Films die genau passenden Zeitzeuginnen, Fotografien, Wochenschauen, Plakate und O-Töne gefunden. Aber wenn die Gespräche in den literarischen Salons, Bars und Cafes wirklich so voller Esprit waren, dann hätte die fleißige, aber eben auch recht humorlose Greta Schiller dort bestimmt keine Furore gemacht. (hip) H, HB, HH, HL, OL

Paulas Geheimnis Deutschland 2006, R: Gernot Krää, D: Thelma Heintzelmann, Paul Vincent de Wall

„Von dem Hauptpreisträger des letzten Frankfurter Kinderfilmfestivals ‚Lucas‘ hätte sich gewiss auch Erich Kästner begeistern lassen. Mit mancherlei Anspielungen von ‚Pünktchen & Anton‘ bis zum ‚Doppelten Lottchen‘ schickt der dennoch eigenständige, kindgerechte Großstadtkrimi die aus gutem Hause stammende Paula mit dem Arbeiterkind Tobi auf die ereignisreiche Jagd nach ihrem Tagebuch, das ihr von einer rumänischen Kinderbande geraubt wurde. Eine spannende Jagd durch den Großstadtdschungel Hamburgs, mit großartigen Charakteren und überzeugend unaufdringlich vermittelten Botschaften über die Wichtigkeit gegenseitigen Respekts.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, KI

Planet Terror USA 2006, R: Robert Rodriguez, D: Rose McGowan, Freddy Rodriguez

„In den USA reagierten die Kritiker Tarantinos Film ‚Death Proof‘ gegenüber grundsätzlich positiv bis überschwänglich. Rodriguez bekam dagegen Prügel, als sei er ein Wiedergänger von Ed Wood – des Filmemachers, nicht des Tim-Burton-Films. Generell scheint sich in der letzten Zeit eine Art Backlash gegen Rodriguez aufgebaut zu haben, den ich nicht wirklich verstehen kann. Für mich war ‚Planet Terror‘ ein perfekter, hochenergetischer Zombie-Film aus der John-Carpenter/George-Romero-Schule. Sehr lustig und kreativ, wenn auch weniger neuartig und ehrgeizig als Tarantinos Film.“ (Scott Foundas) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Preußisch Gangstar Deutschland 2007, R: Bartosz Werner, Irma-Kinga Stelmach, D: Robert Ohde, Benjamin Suckow

„Momentaufnahmen aus der brandenburgischen Provinz: Am Beispiel dreier junger Erwachsener - die z.B. um den Hauptschulabschluss ringen oder von einer Musiker-Karriere träumen - zeichnet der bedrückende Diplomfilm das Bild einer Perspektivlosigkeit, die sich hinter „Gangstar“-Posen verschanzt. Durch die Arbeit mit Laiendarstellern erreichen die Filmemacher ein hohes Maß an Authentizität, was es umso schmerzhafter macht dabei zuzusehen, wie sich die Jungen sich mitunter selbst im Weg stehen. Trotz der Darstellung von Glücksmomenten sowie der besonderen Talente der Protagonisten sind Leere und Hilflosigkeit zum Greifen nahe.“ (filmdienst) HB

R

Ratatouille USA 2007, R: Brad Bird

„Aus die Maus! Seit die Computertrick künstler des Pixar-Studios (“Findet Nemo“) die Animationsabteilung des Disney-Konzerns leiten, herrscht dort ein geradezu subversiver Geist: Der Held der neuen Disney/Pixar-Produktion „Ratatouille“ ist ausgerechnet eine Ratte. Remy heißt das Tier, ein kleiner Feinschmecker, der lieber Rohmilchkäse als Abfall frisst und von einer Karriere als Koch träumt. Durch Zufall und die Kanalisation landet Remy in der Küche eines Pariser Gourmetrestaurants. Brad Bird (Drehbuch und Regie) ist eine wunderbare Trickkomödie gelungen, genau jene Mischung aus Humor, Sentiment und Spannung, die man in aktuellen US-Filmen sonst meist vergeblich sucht. Wer war noch mal Micky Maus?“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Reise des jungen Che - Motorcycle Diaries USA/Deutschland/Argentinien/Großbritannien 2004, R: Walter Salles, D: Gael García Bernal, Rodrigo de la Serna / Originalfassung mit Untertiteln

“Walter Salles folgt in seinem gefühligen Roadmovie jener neunmonatigen Reise, welche die beiden Argentinier Alberto Granado und Ernesto Guevara 1952 per Motorrad und zu Fuß durch Lateinamerika unternahmen. Makellos-schön inszeniert Salles dazu jene Bilder schreiender sozialer Ungerechtigkeit, die den damals 23-jährigen Guevara so nachhaltig prägten, dass sie aus dem Medizinstudenten den Mann machten, der wenige Jahre später als ,Che‘ Weltgeschichte schreiben sollte.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Resident Evil – Extinction Australien 2006, R: Russell Mulcahy, D: Milla Jovonich, Mike Epps

„‚Resident Evil: Extinction‘ lässt zu Beginn auf einen guten Endzeitfilm hoffen, bei dem die weitläufigen Wüstenareale und die einsamen Revolverhelden sehr an einen Spätwestern erinnern. Doch dieser Ansatz wird leider ungenutzt fallengelassen und stattdessen wird eine, zugegeben kurzweilge, Actionshow abgezogen. Dieses Schlachtfest ist zwar kein wegweisendes Ereignis, aber Spaß macht der Film in gewissen Rahmen dennoch.“ (filmering.at) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Rezept zum Verlieben USA 2007, R: Scott Hicks, D: Catherine Zeta-Jones, Aaron Eckhart

„Ein verkochtes US-Remake von Sandra Nettelbecks ‚Bella Martha‘. Eine eigensinnige Köchin (Zeta-Jones) kümmert sich um ihre verwaiste Nichte, kommt mit Arbeit, Kind und Leben aber erst zurecht, als sich ein fideler, neuer Kollege der Beiden annimmt. Ein versüßtes, altmodisches Happy Meal.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

S

Saint Jacques… Pilgern auf französisch Frankreich 2005, R: Coline Serreau , D: Muriel Robin, Artus de Penguern

„‚Saint Jacques…‘ beschwört die heilende Kraft der Versöhnung durch den mühseligen Fußmarsch. In ihrem unmotorisierten Roadmovie schickt die Autorin und Regisseurin Coline Serreau (‚3 Männer und ein Baby‘) neun ungleiche Franzosen auf den Jakobsweg. Dabei kommen drei einander wortreich abgeneigte Geschwister wieder zusammen, ein junger arabischer Migrant lernt wie durch ein Wunder lesen, aus den sich wandelnden Grüppchen entstehen neue Familien. Serreaus amüsanter und zärtlicher Ensemblefilm folgt zwar ausgetretenen Pfaden und absolviert überwiegend ein dramaturgisches Pflichtprogramm, aber eine Pilgerschaft zehrt ja ebenfalls von der Wiederholung immergleicher Riten.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

Sakuran – Wilde Kirschblüte Japan 2006, R: Mika Ninagawa, D: Anna Tsuchiya, Kippei Shiina / Originalfassung mit Untertiteln

„Die Geschichte einer jungen Frau, die während der Tokugawa-Zeit als Mädchen an ein japanisches Nobelbordell verkauft wurde und nun zur teuren Edel-Prostituierten mit einer Fülle von Rechten und Privilegien aufsteigt. Der in Luxus und Farben schwelgende Film strebt kein Sittengemälde an und ersetzt eindeutigen Naturalismus durch einen reizvollen Schwebezustand zwischen Sinnlichkeit und inszenatorischer Intelligenz. Daraus resultiert ein einfallsreiches Stil-Feuerwerk, das die ganze poetische Kraft des Kinos aufbietet, um Vergnügen und Erkenntnis zugleich zu bereiten.“ (filmdienst) H

Salvador – Kampf um die Freiheit Spanien 2006, R: Manuel Huerga, D: Daniel Brühl, Tristán Ulloa

„‚Salvador‘ erzählt die authentische Geschichte von Puig Antich, militanter Kämpfer gegen das Franco-Regime und eines der letzten Opfer der damals herrschenden Justiz-Willkür. Puigs bewusste Entscheidung für den Kampf um Freiheit und der schreckliche Preis, den er dafür zahlen musste, machen ihn zu einem Symbol einer Generation. Eine Geschichte über Zärtlichkeit, Freundschaft, Liebe und Verzweiflung, die der international noch weitgehend unbekannte Manuel Huerga mit Daniel Brühl eindrucksvoll in Bilder gefasst hat.“ (Festivalinfo) H

Schnappschuss mit Che Deutschland 2007, R: Wilfried Huismann „Der Bremer Dokumentarfilmer Wilfried Huismann besuchte Zeitzeugen in Paris, Miami und La Paz. Unter den Mann, der als derjenige gilt, der im Oktober 1967 Che Guevara aufspürte, verhörte und töten ließ.“ (bremerfilmkunsttheater) HB

Schwesterherz Deutschland 2006, R: Ed Herzog, D: Heike Makatsch, Anna Maria Mühe

„In der Plattenfirma ist Megastress, und Managerin Anne hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Trotzdem fährt sie mit ihrer Schwester Marie nach Spanien - ihr Geschenk zum 18. Geburtstag. Zwischen Luxussuite, Sonnenbaden und schicken Bars stellt Marie schnell fest, dass die coole große Schwester nicht halb so souverän und crazy ist, wie sie sich gibt. Als Anne volltrunken einen Jungen abschleppt, der sich für Marie interessiert, kommt es zum Bruch. Heike Makatsch meistert Annes emotionale Tour de Force natürlich überzeugend, bedient aber auch das Klischee der verbitterten Karrierefrau, die sich nach Mann und Kind sehnt. “ (Cinema) HH

Shoot ‚Em Up USA 2007, R: Michael Davis, D: Clive Owen, Monica Bellucci

„Achtung, Bodycount-Rekord: Mit einem ganzen Arsenal an Waffen beschützt ‚Sin City‘-Outlaw Clive Owen ein Baby vor wild gewordenen Killern. Eine kompromisslose Ballerorgie mit fanatischen Gangstern und einem ultracoolen Helden. Wahnwitzige Schießereien beim Fallschirmspringen, wilde Shoot-outs auf dem Kinderspielplatz und ein Held, der mit einer Karotte seine Gegner aufspießt: Willkommen in dem fulminantesten Konzeptfilm diesen Jahres. Oder wie Regisseur Michael Davis (‚Monster Man – Die Hölle auf Rädern‘) sagt: ‚Dies ist John Woos feuchter Traum.‘ ‚Shoot ’Em Up‘ist das, was ‚Smokin’ Aces‘ gerne gewesen wäre: eine selbstironische Achterbahnfahrt und knallharte Hommage an das Genre.“ (Cinema) HB, HH

Shrek der Dritte USA 2007, R: Chris Miller

„Die freche Ironie, die die ersten beiden Filme so unverwechselbar machte, wirkt diesmal merklich abgemildert. Dafür wird eine relativ konventionelle Abenteuergeschichte erzählt, in der Shrek an einen farblosen König-Arthur-Verschnitt gerät und am Ende gleich dreifache Vaterfreuden erlebt. Die Abenteuer der drei pupsenden Mini-Shreks sind im Serienkonzept bestimmt schon vorgemerkt. Unter den neuen Figuren sorgt einzig ein zauseliger New-Age-Merlin für frische Akzente. Dessen Zauberkünste haben mit den Jahren etwas nachgelassen, was zu einem witzigen Körpertausch von Esel und gestiefeltem Kater führt. Davon abgesehen kommt ‚Shrek der Dritte‘ erstaunlich bieder daher. Das giftgrüne Ungetüm hält am Ende gar eine rührselige Rede über das Gute, das selbst in den ärgsten Bösewichtern schlummert, und spätestens an dieser Stelle wünscht man sich den Shrek zurück, der sich mit einem Märchenbuch den Hintern abwischt.“ (Cinema) H, HB, HH

Die Simpsons – Der Film USA 2007, R: David Silverman

„Nach 18 Jahren und 400 Folgen richtet Amerikas beliebteste und gelbste Fernsehfamilie endlich ihr erstes Breitwandchaos an. ‚Die Simpsons – Der Film‘ fließt vor pointierten Gags, Referenzen und Statements, die vom prominenten Öko-Aktivismus bis zur US-Versager-Regierung reichen, schier über und wird dabei zum gelben Zerrspiegel der Wirklichkeit. Ein beschleunigter Zeichentricktrip, pixelfrei und handgezeichnet, der sentimentales Familiendrama, überdrehte Slapstickkomödie, absurde Satire, Action-, Katastrophen- und Liebesfilm ist – manchmal sogar alles zugleich.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Stellungswechsel Deutschland 2007, R: Maggie Peren, D: Florian Lukas, Sebastian Bezzel

„Fünf arbeitslose Männer aus unterschiedlichen Berufen gründen eine Begleitagentur für Frauen, um nicht nur finanziell über die Runden zu kommen. Flott inszeniertes Regiedebüt einer Schauspielerin und Drehbuchautorin, das jedoch zu wenige Pointen setzt und dabei kaum über Typenklischees und gängige Komödien-Stereotypen hinauskommt.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Still Life China/Hongkong 2006, R: Jia Zhang-Ke, D: Han Sanming, Zhao Tao

„Vor dem Hintergrund des größten Staudamm-Projekts der Welt am Jangtse-Fluss in China, dem über eine Million Menschen weichen mussten, suchen ein Tagelöhner und eine besser gestellte Frau nach ihren jeweiligen Ehepartnern. Die Erlebnisse der Figuren aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten vermitteln Einblicke in die extrem widersprüchliche Lage der Menschen in der aufstrebenden Wirtschaftsmacht. Die ruhige, sorgfältige Kameraarbeit, deren ästhetischer Reiz in starkem Kontrast zum Elend der einfachen Bevölkerung steht, schafft einprägsame Bilder von metaphorischer Qualität, große Panoramen der Zerstörung ebenso wie phänomenologisch genaue Beobachtungen.“ (filmdienst) , HB, HH

Superbad USA 2007, R: Greg Mottola, D: Michael Cera, Jonah Hill

„Zwei Jugendliche, geborene Verlierer, wollen wenigstens am Ende ihrer Schulzeit einmal richtig ‚dazugehören‘. Als sich ihnen die Gelegenheit bietet, eine der Abschlusspartys mit Alkohol zu versorgen, wittern sie mit Hilfe eines Freundes ihre Chance. Amüsante ‚Coming of Age‘-Geschichte in Form einer Teenie-Komödie, die abwechslungsreich unterhält und auch mit wohltuend subtilen Witze überzeugt.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

T

Tuyas Hochzeit VR China 2006, R: Quan’an Wang, D: Nan Yu, Bater

„Der dieses Jahr in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnete, von einer wunderbaren Hauptdarstellerin getragene Film des chinesischen Regisseurs Wang Quan’an ist eine bezaubernde Hommage an den Lebensmut einer jungen Frau. In beinah dokumentarisch anmutender Manier wird Tuyas alles andere als idyllische Existenz als Hirtin in der Inneren Mongolei vor Augen geführt, wird gezeigt, wie sie in einer durchaus patriarchalisch strukturierten Gesellschaft die Verantwortung für ihre Kinder und insbesondere eine Ansammlung unterschiedlich handicapierter Noch- und Noch-nicht-Ehemänner übernimmt. Der Film vermittelt ein stimmiges, äusserst anschauliches Bild des rasanten gesellschaftlichen Wandels, verklärt seine herb-schöne Heldin jedoch nie, sondern zeigt durchaus auch die Beschränkungen ihrer trotzigen Selbstbehauptung.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

Tyven, tyven - Sieh mich an Norwegen 2002, R: Trygve Allister Diesen, D: Jørgen Langhelle, Vera Rudi / Originalfassung mit Untertiteln

Harald lebt seit seiner Scheidung vor drei Jahren ein zurückgezogenes Leben. Seine 7-jährige Tochter Lisa darf er nur selten und unter Aufsicht einer Sozialarbeiterin sehen. Seine Ex-Frau hat ihn des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Als Lisa auch an der Beerdigung von Haralds Mutter nicht teilnehmen darf, entführt er das Mädchen kurzerhand.“ (Kino 46) HB

V

Die Vorahnung USA 2007, R: Memnan Yapo, D: Sandra Bullock, Julian McMahon

„Sandra Bullock erfährt in „Die Vorahnung“ vom Tod ihres Mannes - und trifft den geliebten Gatten am nächsten Morgen äußerst lebendig am Frühstückstisch an. War alles nur ein Alptraum? Wie viele andere Thriller auch bietet „Die Vorahnung“ eine spannende Ausgangsidee, versagt aber bei der Auflösung. Mennan Yapo, deutscher Regisseur türkischer Abstammung, hat sich bei seinem US-Debüt ganz den Hollywood-Regeln verschrieben oder verschreiben müssen. Also gibt es eine Auflösung, die keinem weh tut, dafür aber mit reichlich Moral garniert ist. Da gerät am Ende schnell in Vergessenheit, dass man eigentlich recht spannende erste 45 Minuten erlebt hat - und dazu eine Sandra Bullock, die hier eine ihrer besseren schauspielerischen Leistungen zeigt.“ (Brigitte) HB, HH, HL

W

Wächter des Tages Russland 2006, R: Timur Bekmambetov, D: Konstantin Khabensky, Mariya Poroshina

„Egor, der Sohn von Dämonenjäger Anton, ist zu den finsteren Mächten übergelaufen. Das ergibt genügend Konfliktpotential beim Kampf zwischen Gut und Böse in den Straßen des arschkalten Moskau. Nebenbei verliebt sich der bodenständige Anton noch in seinen schönen blonden Zauberlehrling Svetlana und steigt mit ihr unter die Dusche. ‚Wächter des Tages‘ muss sich wirklich nicht hinter seinen großen amerikanischen Vorbildern verstecken. Doch er hat auch die gleichen Probleme wie der moderne Horror aus Hollywood. Zu sehr verlässt sich Regisseur Timur Bekmambetov auf seelenlose Computereffekte. Nur der Schnee scheint diesmal echt.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Y

Yella Deutschland 2007, R: Christian Petzold, D: Nina Hoss, Devid Striesow

„Yella, eine Buchhalterin aus der ostdeutschen Provinz, möchte ihren Ex-Mann, den Bankrottier Ben, hinter sich lassen und im Westen einen Job antreten. Doch aus der zugesagten Stelle in Hannover wird nichts. Erst die Begegnung mit dem Finanzexperten Philipp, der ihr anbietet, als Assistentin für ihn zu arbeiten, scheint Yella endlich die Aussicht auf eine neue Existenz zu bieten. Doch sorgen nicht nur die rücksichtslosen Geschäftspraktiken, in die sie verwickelt wird, und das Auftauchen Bens immer mehr für Irritation. Irgendetwas ist faul in Yellas Welt des Venture-Kapitals. Ein fesselndes Drama, meisterhaft inszeniert.“ (Rheinischer Merkur ) H, HB, HH

Z

Zimmer 1408 USA 2007, R: Mikael Håfström, D: John Cusack, Samuel L. Jackson

„‚High Fidelity‘-Star John Cusack checkt im spannenden Stephen-King-Schocker Zimmer 1408 in ein Hotelzimmer ein, in dem es spukt. Noch nie hat ein Gast eine Nacht dort überlebt Regisseur Mikael Håfström (‚Entgleist‘) lässt die Spannung langsam ansteigen und wechselt geschickt zwischen subtilem Schauer und furiosen Schreckensbildern. ‚Zimmer 1408‘ ist ein surreal-kafkaesker Horrortrip, der zu den besten aller Stephen-King-Verfilmungen zählt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Zusammen ist man weniger allein Frankreich 2007, R: Claude Berri, D: Audrey Tautou, Guillaume Canet

„‚Zusammen ist man weniger allein‘ singt ein Hohelied auf die Wohngemeinschaft und ihre Kraft, Menschen aus ihrer Einsamkeit zu befreien und die Grenzen zwischen den Generationen zu überwinden. In Claude Berris Verfilmung von Anna Gavaldas Romanbestseller richten sich die magersüchtige Camille, der stotternde Philibert und der übellaunige Franck in den vier Wänden, die sie sich teilen, aneinander auf. So entsteht vor den Augen des Zuschauers eine wundersame Trutzburg gegen die Kälte der Großstadt. Oft charmant, manchmal etwas gefällig, doch mit durch und durch sympathischer Verve lässt Berri nichts unversucht, den Singles dieser Welt Mut zu machen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen