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Keuchhusten: Streitpunkt Impfstoffsicherheit

INFEKTIONEN Am Keuchhusten sterben jährlich etwa 300.000 Menschen. Nun gibt es einen besser verträglichen neuen Impfstoff. Doch Forschungsergebnisse zeigen, dass auch dieser zu schweren Nebenwirkungen führen kann

Bei den neuen „azellulären“ Impfstoffen handelt es sich um Bestandteile von Pertussis-Bakterien

VON CLAUDIA BORCHARD-TUCH

„Meine Kleine wurde mit drei Monaten zum ersten Mal gegen Keuchhusten geimpft und sie bekam Krämpfe und rang nach Luft“, schreibt eine Mutter im Internet. „Amina hatte Keuchhusten trotz Impfung“, berichtet eine andere Mutter. „Macht eine Impfung überhaupt Sinn?“ Im Internet sind kritische Stimmen zu vernehmen, die von einer Impfung gegen Keuchhusten abraten.

Man befindet sich im Zwiespalt. Fest steht: Keuchhusten – auch Pertussis genannt – ist eine hochgefährliche Erkrankung. Es erscheint sinnvoll, sich vor ihr zu schützen. Weltweit erkranken bis zu 40 Millionen Menschen jährlich, etwa 300.000 sterben. Die Erkrankung kann zu Lungenentzündung, Krampfanfällen und dauerhaften Gehirnschäden führen.

Vor allem Kinder sind betroffen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut rät, bereits ab dem zweiten Lebensmonat zu impfen. Wie die schweizerische Arbeitsgruppe für differenzierte Impfungen jedoch feststellt, kann erst im Alter von sechs Monaten mit einer ausreichenden Immunantwort des Körpers gerechnet werden. Ab der zweiten Impfdosis sei aber ein milderer Verlauf zu erwarten.

Entsprechend der Stiko soll häufig nachgeimpft werden – ab dem 4. und 11. Lebensmonat, ab dem 5., ab dem 9. und ab dem 18. Lebensjahr. Offenbar hält der Impfschutz nicht lange an und ist schwach. So beobachtet man eine Verschiebung der Erkrankung hin zum Erwachsenen. Dies führt dazu, dass die Impfung auch für Erwachsene empfohlen wird und lebenslang aufgefrischt werden muss.

Dokumentierte Ausbrüche von Pertussis zeigen, dass sich auch Geimpfte mit Pertussis infizieren und erkranken können. Wie die Weltgesundheitsorganisation feststellte, beobachtete man in den USA trotz einer hohen Impfrate von 94 Prozent sogar eine Zunahme der Keuchhusten-Sterbefälle. Dies warf die Frage auf, ob genetisch veränderte Keuchhustenerreger im Spiel sind.

Die Keuchhustenimpfung wird heute im Rahmen der Sechsfachimpfung (Diphtherie, Tetanus, Polio, Hepatitis B, Hib) durchgeführt. Bei den neuen „azellulären“ Impfstoffen handelt es sich um Bestandteile von Pertussis-Bakterien. Hinzu kommen je nach Impfstoff Aluminiumhydroxid, Thiomersal oder Phenoxyäthanol. Der azelluläre Impfstoff ist besser verträglich und führt seltener zu Nebenwirkungen.

Doch unerwünschte Wirkungen können nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Lokalreaktionen wie Rötung und Schwellung sind mit einer Häufigkeit von etwa bis zu 10 Prozent zu erwarten und in der Regel mild. Bei wiederholt angewendeten azellulären Pertussis-Impfstoffen ist bei bis zu 5 Prozent der Geimpften mit einer vorübergehenden Zunahme des Umfangs des Oberarms zu rechnen.

Umfangreiche epidemiologische Studien zeigen zudem, dass die neuen Impfstoffe hohe Fieberreaktionen mit Krämpfen verursachen können. Wie eine große Studie an mehr als 600.000 Kindern erkennen ließ, ist es jedoch eher unwahrscheinlich, dass die Impfung eine Epilepsie auslöst. In diesem Zusammenhang fand man eine Genmutation (SCN1A). Der Nachweis dieser Mutation bei Kindern mit einer schweren Epilepsie wirft die Frage auf, ob diese Kinder von einer Impfung ausgeschlossen werden sollten.

Für einen der beiden Sechsfachimpfstoffe wurde ein Zusammenhang mit einem vermehrten unerwarteten Kindstod im 2. Lebensjahr nachgewiesen. Die Zahl der Todesfälle lag bei den Geimpften über dem statistischen Erwartungswert. Beim plötzlichen Kindstod findet man trotz Autopsie und Untersuchung des Auffindeortes keine Ursache für das Versterben.

Labor- und Tierversuche weisen auch daraufhin, dass Aluminium in Konzentrationen, wie sie die Impfstoffe enthalten, zu Nervenwachstumsstörungen und zum Untergang von Nervenzellen sowie zu neurologischen Funktionsstörungen führen kann. Impfen – ja oder nein? Die Entscheidung fällt oftmals schwer. Fest steht: Eine hundertprozentige Sicherheit wird es niemals geben.

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