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DIE WORTKUNDE (slummern)

Auf der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne konnten dänische Forscher einen Durchbruch in der Bekämpfung von HIV präsentieren: Mithilfe des Krebs-Medikaments Romidepsin konnten „schlummernde“ HI-Viren aus ihren Zellen gelockt und gezielt vernichtet werden – „Kick and Kill“ lautet die Methode.

Bisherige Aids-Therapien können den Anteil der Viren zwar stark absenken, doch verbleiben immer noch inaktive Viren im Blut, die bislang nicht angreifbar waren, wie im Fall des „Mississippi-Babys“, das als scheinbar geheilt erschien, bei dem aber dann doch wieder Viren im Blut nachgewiesen wurden.

„Schlummern“ (leicht schlafen, verborgen sein) geht auf das mitteldeutsche „slummern“ (leise schlafen, schlapp sein) zurück und hat seinen Ursprung vermutlich in der indoeuropäischen Wurzel „sleu-“ (schlaff herabhängen).

Die Vorstellung eines schlummernden Virus, das wie ein Tier aus seiner Höhle gescheucht wird, ist natürlich medizinisch nicht ganz korrekt für einen Vorgang, bei dem die Viren wieder für das Immunsystem angreifbar gemacht werden.

Diese sprachliche Verkörperlichung ist zum einen dem Versuch geschuldet, den medizinischen Vorgang für Laien greifbar zu machen, zum anderen aber dem verzweifelten und verständlichen Wunsch, die unheilbare Krankheit regelrecht wie eine Person, wie einen terroristischen Schläfer eben, dingfest und unschädlich zu machen.

Ihr Erfolg sei nur ein kleiner Fortschritt, betonten die dänischen Wissenschaftler. Nun geht es darum, dafür zu sorgen, dass die Viren nicht nur im Schlummerzustand bleiben, sondern dass sie gar nicht mehr aufwachen können – jetzt nur nicht schlappmachen! ERIK WENK

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