piwik no script img

ENTSCHEIDENDES DETAILDer Google-Hinweis

Google brandmarkt jeden als Ego-Manipulierer

Immer öfter fällt auf einer Trefferliste von Google der Hinweis auf: „Einige Ergebnisse wurden möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt.“

Den Hinweis gibt es, seit der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Mai den Bürgern das Recht gegeben hat, Links zu ihrem Namen aus der Trefferliste entfernen zu lassen. Nur bei Personen des öffentlichen Lebens und öffentlich interessierenden Informationen muss Google abwägen, ob es den Wunsch befolgt.

Tatsächlich bringt Google den Hinweis nur, wenn man nach einem Namen sucht. Heißt das etwa, dass diese Angabe immer dann erscheint, wenn der Betroffene die Trefferliste um unliebsame Links bereinigt hat?

Ein Selbstversuch: Auch bei meinem Namen taucht der Hinweis auf, obwohl ich keinen Antrag gestellt habe, irgendeinen Link zu entfernen. Hat vielleicht ein Namensvetter …? Nein. Auf einer Informationsseite sagt Google an etwas versteckter Stelle: „Wir zeigen diesen Hinweis in Europa bei der Suche nach den meisten Namen an und nicht nur bei Seiten, die von einer Entfernung betroffen sind.“ Gut zu wissen, dass man von Google nicht aus Versehen, sondern systematisch als möglicher Ego-Manipulierer gebrandmarkt wird.

Warum macht Google das? „Wenn wir den Hinweis nur bei Personensuchen anzeigen würden, zu denen es einen Antrag gab, würde das eine Bloßstellung des Antragstellers bedeuten“, erklärt ein Google-Sprecher. Es gibt allerdings Personen, bei denen der Hinweis nicht erscheint. Zum Beispiel Angela Merkel und Jogi Löw, um nur die wichtigsten zu nennen. Die Begründung von Google: Bei „Personen des öffentlichen Lebens“ werde auf den Hinweis verzichtet, weil diese sowieso kein Recht hätten, ihre Google-Trefferliste zu verändern. Verwirrend? Ach was!

CHRISTIAN RATH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen