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„Historische Verantwortung“

Kundgebung gegen Abschiebung von Roma

Hermann Hardt

■ 57, seit 1998 Mitglied des Flüchtlingsrats Hamburg, arbeitete als Sozialpädagoge in einer Erstversorgungseinrichtung für minderjährige Flüchtlinge.

taz: Herr Hardt, wie ist die Situation von Roma in Hamburg?

Hermann Hardt: Zurzeit sind etwa 50 Roma Familien von der Abschiebung nach Serbien und Mazedonien bedroht. Anfang des Jahres wurden sie von der Ausländerbehörde genötigt, ein Papier zur freiwilligen Ausreise zu unterschreiben, andernfalls drohte ihnen die Abschiebung, was ein Einreiseverbot von fünf Jahren bedeutet.

Wie wohnen die Familien?

Die meisten von ihnen leben unter unmenschlichen Bedingungen in den Lagern Billstieg und Bergedorf. Im Billstieg befinden sich 450 Menschen auf kleinstem Raum.

Haben Sie Kontakt zu Betroffenen?

Wir versuchen, die Menschen zu besuchen, und haben persönlichen Kontakt zu zwölf Familien. Einige von ihnen helfen uns bei Veranstaltungen und als Übersetzer in den Lagern. Mit ihnen haben wir jetzt Petitionen bei der Bürgerschaft eingereicht, in denen wir uns für ein Bleiberecht einsetzen.

Was erhoffen Sie sich vom heutigen Tag?

Deutschland trägt eine historische Verantwortung und wir hoffen, dass der Bürgermeister und der neue Innensenator reagieren. Obwohl es sich ja um eine bundespolitische Forderung handelt, hat Hamburg durchaus Einflussmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Erteilung vorübergehender Aufenthaltserlaubnisse. INTERVIEW: LPZ

Kundgebung gegen Abschiebungen von Roma, Asylbewerberleistungsgesetz und Residenzpflicht: 16 Uhr, Ida- Ehre- Platz

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