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affären-casting (1): wer gibt peter hartz?Der schwerste Fall

Regisseur Dieter Wedel will die VW-Affäre verfilmen. Dabei sind die Hauptrollen noch nicht besetzt. Die taz nord macht Vorschläge

Der Justiz gilt der Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer als Schlüsselfigur der VW-Affäre. Er ist derjenige, der die Schmiergelder und Lustreisen vom VW-Vorstand an den Betriebsrat weitergeleitet haben soll. Die dramaturgisch interessantere Hauptfigur für einen Spielfilm aber wäre: Peter Hartz. Der Mann, der sich bis zum VW-Arbeitsdirektor hoch gearbeitet hat, der einst in Wolfsburg geliebt wurde für seine komfortablen Arbeitszeitmodelle und dann abstürzte. Mittlerweile hat er gestanden, den früheren Betriebsratschef „gekauft“ zu haben. Ist Peter Hartz ein eiskalt kalkulierender Manager? Oder ein gut meinender Sozialdemokrat, der in der Höhenluft der Führungsetage das Ruder verloren hat?

Wer das als Schauspieler entscheiden will, braucht Ahnung von Macht und Politik. Die hätte der ostdeutschen „Tatort“-Kommissar Peter Sodann, der nicht nur unzählige Klassiker gespielt und inszeniert hat, sondern sich auch regelmäßig einmischt in die Politik. Außerdem hätte Sodann ein pikantes Verhältnis zu dem, was Hartz jenseits von VW bedeutet: Als Urheber der Hartz-Gesetzte ist Peter Hartz ein rotes Tuch für hunderttausende Arbeitslose – und für die Linkspartei. Peter Sodann wollte 2005 für die sächsische PDS für den Bundestag kandidieren, zog seine Kandidatur allerdings zurück, als ihn der MDR deshalb als „Tatort“-Kommissar suspendieren wollte.

Sich selbst bezeichnet der gebürtige Meißener Sodann als „betenden Kommunisten“ und wäre politisch gesehen eine Gegenbesetzung zum Kapitalisten Hartz. Sodann müsste ausdeuten, was ihm am entferntesten ist und hätte eine Rolle lang Macht über Hartz. Es wäre eine Geste. Und Sodanns schwerster Fall. kli

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