: Der Blues des Kinos
VERBRECHEN Französische Kriminalfilme laufen nur selten in deutschen Kinos. Deshalb widmen sich die Französischen Filmtage in Hamburg diesem Genre
„Film noir“ ist zwar ein französischer Gattungsbegriff, aber er wird nicht etwa für französische Filme, sondern für die pessimistischen Thriller Hollywoods aus den 1940er- und 50er-Jahren sowie deren Nachfolger verwendet. Ihre eigenen Kriminalromane und filme nennen die Franzosen „Polar“, und für den Regisseur Alain Corneau ist der Polar „der Blues des Kinos“.
Mit Jean-Pierre Melville hatte dieses Genre zumindest einen stilbildenden Meister und Jean Gabin, Lino Ventura, Alain Delon sowie Jean Claude Belmondo waren seine Stars. Das zeitgenössische französische Kino zehrt von dieser großen Tradition. In Deutschland sind die Filme jedoch nicht so populär: Von den 15 „Polar français“, die ab heute bei den Filmtagen im Hamburger Metropolis laufen, hatte nur einer einen Kinostart in Deutschland.
In diesem Genre gab es immer poetische Titel wie „Die Braut trug schwarz“, und auch der Eröffnungsfilm enttäuscht auf dieser Ebene nicht. „L’Amour est un crime parfait“ handelt von einem Literaturprofessor in Lausanne, der gerne mit seinen Studentinnen schläft und in Schwierigkeiten gerät, als eine von ihnen spurlos verschwindet. Zur Eröffnung spielt das Hamburger Duo „Les Maries“ abwechselnd in deutsch und französisch maritime Liebes- und Trinklieder. Moritaten würden wohl besser passen.
Die Zeiten der hartgekochten Filmhelden ist vorbei, und so ist der zwar maskulin, aber auch sensibel wirkende Yvan Attal ein beliebter Protagonist im französischen Genrekino. Er spielt gleich in drei Filmen der Reihe die Hauptrollen: In „Fluchtpunkt Nizza“ ist er der nicht nur bei Hitchcock so beliebte unschuldige Held, der von einer unbekannten Schönen verführt und in gefährliche Intrigen verwickelt wird.
In „Lösegeld“ von Lucas Belvaux spielt Attal einen entführten Industriellen, der wochenlang gefangen gehalten wird. Und in „R. I. F. – Ich werden dich finden“ von Franck Manusco ist er ein Polizist, der verdächtigt wird, seine Frau umgebracht zu haben.
Ähnlich vielbeschäftigt wie Attal ist auch Francois Cluzet: In „11,6 – The French Job“ von Philippe Godeau, der auf einer wahren Geschichte basiert, spielt er den Beschäftigten einer Geldtransportfirma, der mit 11,6 Millionen Euro im Laderaum des Panzerwagens abhaut.
Der am höchsten dekorierte „Polar“ der letzten Jahre ist schließlich „L’Inconnu du lac“ von Alain Guiraudie. Er wurde im letzten Jahr mit mit fünf Césars ausgezeichnet. Darin treffen sich am Ufer eines Sees Männer, um Sex miteinander zu haben. Einer von ihnen ist unberechenbar und gefährlich, also ein homme fatal. HIP
7. Französische Filmtage: ab 14. August, Metropolis, Hamburg. Programm und Informationen: www.metropoliskino.de
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