: Erdiger Kampf gegen den Größenwahn
Nach dem 3:0 von Eintracht Frankfurt gegen die Offenbacher Kickers im DFB-Pokal spricht auch die Polizei von Erfolg
OFFENBACH taz ■ Von Rivalität konnte beim souveränen 3:0 der Frankfurter Eintracht am Dienstag im 148. Derby gegen die Offenbacher Kickers nicht die Rede sein. Seit Jahrzehnten spielt der scheinbare Riese aus der Finanzmetropole bekanntlich klassenhöher als der vermeintliche Zwerg aus Offenbach – es ist eine erbitterte Feindschaft. Stunden vor dem Anpfiff waren nicht die Farben der beiden Traditionsteams rund um die vormoderne Kultstätte auf dem Bieberer Berg vorherrschend, sondern das Grün der stattlichen Polizeiarmada. Es herrschte Ausnahmezustand. Die Atmosphäre hatte eher etwas von einem Kriegsschauplatz als von einem DFB-Pokal-Viertelfinale. Rund um den maroden Fußballtempel leuchteten Sicherheitskräfte gar die dunklen Ecken im Wald mit überdimensionalen Standlampen aus. Polizeiführer Jürgen Moog durfte schließlich nach einem harten Arbeitstag vermelden, dass doch alles „äußerst friedlich“ verlaufen sei: „Unser Konzept ist voll aufgegangen.“
Die beste Deeskalationsstrategie hatte freilich das Team des Vorjahresfinalisten – die Eintracht sorgte auf dem Spielfeld schnell für klare Verhältnisse und nahm der brisanten Angelegenheit so zusätzliche Dramatik. Der in Frankfurt längst nicht mehr unumstrittene Coach Friedhelm Funkel hatte sein Team perfekt eingestellt. Hochkonzentriert gingen die angeschlagenen Kicker vom Tabellenvorletzten gegen die Kickers zu Werke. Nachdem Michael Fink den ersten Eckball von Markus Weissenberger schon zum 1:0 über die Linie gedrückt hatte, feuerten die Eintracht-Fans eine Salve Feuerwerkskörper ab.
Die aufgeheizte Stimmung unter den Kickers-Fans beruhigte sich merklich. Der Zweitligist hatte nicht die Mittel, um den abgeklärt wirkenden Rivalen zu gefährden. Allein der unzerstörbare Mythos am Main besagt schon, dass die Kickers aus der Arbeiterstadt für den rustikalen Fußball stehen. Die Tatsache, dass beim OFC mit Wolfgang Frank einer der ersten Modernisierer des deutschen Fußballs arbeitet, der in Mainz lange vor Ralf Rangnicks Dozententätigkeit im „Aktuellen Sportstudio“ im Raum und auf einer Linie spielen ließ, kann dieses Image so schnell nicht korrigieren.
Die Kickers stehen einfach stets für den erdigen Kampf, doch auch mit diesen Mitteln waren sie am Dienstag nicht konkurrenzfähig. „Wir haben nicht den Pokalfight angenommen, den wir uns vorgenommen haben“, sagte OFC-Kapitän Markus Happe ernüchtert. Naohiro Takahara besiegelte mit seinen beiden Treffern in der zweiten Hälfte den 54. Derbysieg der Eintracht. Die interne Derby-Statistik führt hingegen immerhin noch der Underdog mit 56 Siegen an. Noch etwas wichtiger ist für den OFC gar, die wochenlangen Aufregungen rund um das Derby nun hinter sich zu haben. „Jetzt müssen wir uns wieder ganz auf die Liga konzentrieren“, war Happe fast ein wenig froh.
In Frankfurt glaubt Friedhelm Funkel, „die beiden Wettbewerbe trennen“ zu können. Er sagte: „Wir haben nun die Gelegenheit, zum zweiten Mal in Folge ins Endspiel einzuziehen – das schaffen normalerweise nur Bayern oder Werder Bremen.“ Vor dem Spiel hatten die OFC-Fans ein riesiges Transparent auf der Gegengerade entrollt. Die Aufschrift: „Mit Leidenschaft und Herz gegen Arroganz und Commerz“. KLAUS TEICHMANN
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen