heute in bremen: „Ruf mal an“ oder „Fasse dich kurz“
So telefonieren Sie richtig: Vortrag über Bedienungsanleitungen in Telefonbüchern
taz: Herr Schwender, Sie haben die Bedienungsanleitungen in Berliner Telefonbüchern untersucht. Unterscheiden die sich so gravierend?
Clemens Schwender, Kommunikationswissenschaftler, International University Bremen: Ja, sehr. Obwohl sich das Telefon selbst seit 1881 nur einmal gewandelt hat – zum Handapparat. Die Nazis haben 33/34 zum Beispiel die Buchstabiertafel arisiert. D wie David, N wie Nathan und S wie Samuel gab es danach nicht mehr. Zwar wurde das zumindest für Samuel nach dem Krieg wieder rückgängig gemacht, aber es sagt trotzdem jeder S wie Siegfried.
Gibt es Ost/West-Unterschiede?
Ja. 1989 hieß es im Westen: „Nach Gesprächsende den Hörer richtig auflegen, damit die Gebührenzählung beendet wird.“ Das Ost-Pendant dazu: „Nach Gesprächsende muss der Handapparat sorgfältig aufgelegt werden, damit die Gesprächsverbindung getrennt wird und der Fernsprechanschluss für ankommende Gespräche betriebsbereit ist.“ Wenn man will, ist das eine eine kapitalistische Begründung, die andere eine, die der Mangelwirtschaft geschuldet ist. Es gab ja zu wenig Leitungen. Deshalb heißt es auch im Westen „Ruf doch mal an“ und im Osten „Fasse dich kurz“.
Wo haben Sie die Bücher eigentlich aufgetrieben?
Das war nicht leicht, weil man in der DDR sein altes abgeben musste, um ein neues zu bekommen. Ein Freund von mir hat ehemalige Stasi-Immobilien verwaltet, da lagen manchmal noch welche rum. Interview: eib
Vortrag um 11 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5
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