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Die Schauspielerin

Für RTL spielt sie die Bachelorette, weint Krokodilstränen in die Kamera und belegt die ausgeschiedenen Kandidaten der Kuppel-Show mit mitleidsschweren Blicken. „Wie kann es sein, dass man gleichzeitig in mehrere Männer verknallt ist?“, fragt sich Anna Christiana Hofbauer zur besten Sendezeit. Das „Emotionschaos“ ist natürlich authentisch, die Schmetterlinge im Bauch echt.

Nach ihrer RTL-Stippvisite möchte die ausgebildete Musicaldarstellerin nun auch offiziell wieder ins Schauspielfach wechseln. Ab dem 15. November spielt die 26-Jährige am Staatstheater Oldenburg die Titelrolle im Musical „Evita“. 25 Mal soll die Bachelorette auf der Bühne die Lebensdramen der argentinischen Präsidentengattin Eva Perón verkörpern.

Generalintendant Christian Firmbach rechnet mit einem vollen Haus: „Auch wenn das Publikum nicht diese RTL-Veranstaltung anschaut.“ Er selbst könne die Liebesgeschichten seiner Darstellerin im Fernsehen nur schwer ertragen, sagt Firmbach. Wöchentlich flirtete die Blondine da mit 20 willigen Romeos. Wer keine Rose von ihr bekam, wurde vor die Tür der portugiesischen Kandidaten-Villa gesetzt.

Heute ist das Finale. Hofbauer muss sich zwischen Marvin, Tim und Tommy entscheiden, obwohl die ihr alle „so ans Herz gewachsen“ sind. Das große Drama mit Schluchzern und trauriger Musik ist vorprogrammiert – die Zuschauer trotzdem gelangweilt. Schon seit der zweiten Woche sind die Quoten mies. Die gebürtige Allgäuerin knutscht nun mit allen drei verbliebenen Kandidaten gegen den Sinkflug an.

Gebracht hat ihr der Körpereinsatz wenig. Bisher hat Hofbauer nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag und die Rolle im Staatstheater stand auch schon vorher fest, sagt der Intendant. Vor einem Jahr setzte sich Hofbauer in einem Casting gegen 40 weitere Musical-Künstler durch. „Unter diesen Umständen hätte ich sie wohl nicht mehr engagiert“, sagt Firmbach, „aber die Quoten sind so erschütternd schlecht, das wird sich im Sande verlaufen.“  REA

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