piwik no script img

Moskau zieht Expertenteam aus Buschir ab

Russisches Signal im Atomkonflikt: Die Fertigstellung des ersten iranischen AKWs verzögert sich weiter

BERLIN taz ■ Russland hat sein Führungsteam aus der iranischen Atomanlage Buschir abgezogen. Der persischsprachigen Internet-Zeitung Rooz zufolge hat Moskau, ohne die iranische Regierung darüber zu informieren, das Team angewiesen, Iran unverzüglich zu verlassen.

Offenbar hat Moskau mit dieser unerwarteten Maßnahme auf eine Protesterklärung aus Teheran reagiert. Die iranische Atombehörde hatte bekannt gegeben, bei der Fertigstellung des Atomreaktors in Buschir, der von russischen Experten gebaut wird, keine weiteren Verzögerungen mehr hinzunehmen zu wollen.

Das Projekt habe sich bereits um acht Jahre verzögert. „Die iranische Regierung und das iranische Volk erwarten, dass Russland seinen Verpflichtungen nachkommt und nuklearen Brennstoff wie vertraglich zugesichert bis Ende März an den Reaktor in Buschir liefert“, forderte die Atombehörde.

In den vergangenen Wochen hatten finanzielle Unstimmigkeiten beim Bau des Reaktors zugenommen. Das russische Unternehmen Atomstroiexport hatte Iran Zahlungsrückstände vorgeworfen und mit der Verzögerung der Inbetriebnahme des Kraftwerks gedroht. Demgegenüber erklärte die iranische Atombehörde, es stünden keine Beträge mehr aus. Zudem habe Teheran dem russischen Unternehmen bereits 12,7 Millionen Dollar in Voraus bezahlt.

Eine Verhandlungsdelegation aus Teheran hatte letzte Woche vergeblich versucht, durch Gespräche in Moskau die Wogen zu glätten. Politische Beobachter glauben, Moskau habe die Unstimmigkeiten zum Vorwand genommen, um seine Position im Streit um das iranische Atomprogramm korrigieren zu können. Tatsächlich scheint Moskau sich dem Druck der USA gebeugt und nun für härtere Maßnahmen gegen Teheran gestimmt zu haben. BAHMAN NIRUMAND

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen