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Felder frei für Genmais in Brasilien

Präsident Lula da Silva gibt dem Drängen der Industrie nach und erleichtert die Zulassung von Gentech-Lebensmitteln. Der Bayer-Genmais „Liberty Link“ steht vor der Freigabe. Kritiker bemängeln die Verunreinigung konventioneller Pflanzen

AUS PORTO ALEGRE GERHARD DILGER

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ist der Gentech-Industrie einen wichtigen Schritt entgegengekommen. Am Mittwochabend ließ er ein Gesetz passieren, wonach das Quorum im Genehmigungsgremium „Nationale Technische Kommission für Biosicherheit“ von einer Zweidrittelmehrheit auf die einfache Mehrheit gesenkt wird. Da in dem 27-köpfigen Rat von Forschern und Ministerialen genau 17 Befürworter der Gentechnik in der Landwirtschaft sitzen, gibt es jetzt kein Halten mehr: Bereits für gestern wurde mit der Genehmigung der Bayer-Genmaissorte „Liberty Link“ gerechnet.

Für die Kleinbauern und Umweltschützer, die vorgestern noch von der Präsidentengattin Marisa empfangen worden waren, ist dies eine herbe Niederlage. Ebenso für Umweltministerin Marina Silva, die 2005 das Zwei-Drittel-Quorum durchgesetzt hatte. Da war es nur ein schwacher Trost, dass Lula sich weigerte, den Verkauf von noch illegaler Gentech-Baumwolle zu gestatten. Auf mindestens 1.000 Quadratkilometern wurde 2006 bereits Genbaumwolle angebaut, hatten Inspekteure des Agrarministeriums ermittelt.

Der Entscheidung des Präsidenten war ein monatelange Debatte vorausgegangen. In beiden Häusern des Parlaments unterlagen die Gentechgegner aus Lulas Arbeiterpartei, Grünen und Linkssozialisten deutlich. Am Dienstag fand in Brasília ein turbulentes Hearing über die bereits 1998 beantragte Zulassung des Bayer-Genmaises statt, der gegen das hauseigene Pflanzengift Gluphosinat oder „Liberty Link“ resistent ist und bislang in keinem einzigen EU-Land angebaut wird. Dabei wurde auch ein Wissenschaftler gehört, der sich für das von Umweltschützern propagierte „Vorsichtsprinzip“ stark machte. Die Gegenseite plädierte für die umfassende Freigabe weiterer Gentechsorten und wies darauf hin, dass sich Brasilien mit dem „Biosicherheitsgesetz“ von 2005 bereits für die Gentechnik entschieden hatte: „Während die anderen handeln, verlieren wir wertvolle Zeit“, drängte die Lobbyistin Patrícia Fukuma. „Weltweit werden bereits auf 100 Millionen Hektar Genpflanzen angebaut“, sagte Edílson Paiva vom staatlichen Agrarforschungsinstitut Embrapa, in den USA sei Gensoja bereits seit 10 Jahren problemlos in der Nahrungskette.

KritikerInnen kamen nur am Rande des Hearings zur Wort. Bayer habe keine einzige Studie über die möglichen Auswirkungen des Liberty-Link-Maises in Brasilien vorgelegt, monierten sie. Adriano Riesemberg vom Landwirtschaftsministerium des Bundesstaates Paraná schilderte, wie das von Lula bereits 2003 freigegebene Gensoja die herkömmlichen Sorten kontaminiert habe, und folgerte: „Bald hat der Landwirt gar kein Recht mehr, konventionelles Soja anzubauen, und genauso wird es beim Mais kommen.“

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