piwik no script img

KOMMENTAR: ALEXANDER DIEHL ÜBER NEUE REGELN FÜR AGRARFABRIKENFreu dich bloß nicht zu früh

Kritiker sollten genau beobachten, was auf die Ankündigungen folgt

Es ist eine gute Nachricht: Vielerorts in Niedersachsen wird nach Möglichkeiten gesucht, strengere Regeln für die Genehmigung und den Betrieb von Groß-Mastställen durchzusetzen. Gleich mehrere Landkreise erklären, nicht mehr jede angekündigte „Intensivtierhaltungsanlage“ einfach so durchwinken zu wollen, weil sie doch Jobs bringt und Steuereinnahmen.

In einigen Regionen des erklärten Agrarlandes sei „die objektive Grenze des Möglichen“ erreicht, erklärten einhellig alle 37 Kreise und Regionen – dabei schien doch zwischen Harz und Nordsee die Politik nicht nur auf Landesebene kaum je etwas Wichtigeres zu kennen als die Bedürfnisse der Mast-Kapitäne und ihrer Zehntausend-Tiere-Anlagen.

Kritiker dieses bestens eingespielten landwirtschaftlich-industriellen Komplexes allerdings sollten sehr genau beobachten, was auf die Ankündigungen folgt: Wie viel ist den Kreisfürsten die saubere Luft und die Gesundheit der Anwohner noch wert, wenn die erste Investition ein paar Kilometer weiter realisiert wird – dort, wo softere Vorschriften gelten?

Und so begrüßenswert es auch ist, wenn neue Riesenställe verbindlich mit Brandschutz- oder Abluftreinigungsvorrichtungen ausgestattet werden: Im Kern unberührt bleibt davon das höchst Fragwürdige an dieser aufgerüsteten Weise, landwirtschaftlich zu produzieren. Noch die sauberste Tierfabrik bleibt – eine Fabrik.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen