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OFF-KINO

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Ergänzend zur Ausstellung „Pasolini Roma“ im Gropius-Bau zeigt das Arsenal eine vollständige Retrospektive der filmischen Werke des bedeutenden italienischen Intellektuellen Pier Paolo Pasolini: Eröffnet wird am 13. 9. mit „Accattone“, seinem noch vom Neorealismus geprägten und mit Laiendarstellern gedrehten Blick auf einen Kleinkriminellen aus der römischen Vorstadt. Ebenso hochinteressant ist die essayistische Dokumentation „Comizi d’amore“ (1963), in der Pasolini Italiener zu ihrer Einstellung zur Sexualität befragt. Von Intellektuellen über Bauernkinder bis zur Fußballmannschaft von Bologna reicht die Palette der Befragten, wobei Pasolini die gelegentlich auch unbedarften Ansichten über Katholizismus und Homosexualität oft schon während der Interviews kommentiert, sich dabei nicht scheut, den Leuten die Beschränktheit ihrer Ansichten vorzuhalten – und damit immer wieder spannende Diskussionen anstößt. (Accattone, 13. 9., Comizi d’amore, 15. 9., OmUengl)

Peter Bogdanovich ist bekanntlich nicht nur Regisseur, er war zuvor auch lange Zeit als Filmjournalist tätig, dessen Interesse insbesondere dem klassischen Hollywood galt. Dieser Vorliebe gab er 1971 in seiner Komödie „Is’ was Doc?“ Ausdruck, einer Hommage an die Screwball-Komödien von Howard Hawks. Bei dessen Film „Leoparden küsst man nicht“ entlehnte er den Kern des Plots um einen schüchternen Musikwissenschaftler (Ryan O’Neal), dessen Leben von einer desorganisierten Frau (Barbra Streisand) durcheinandergebracht wird, und geizte auch nicht mit Anspielungen auf andere Filmklassiker. Reines Zitatkino ist die mit reichlich Slapstick versehene Komödie, in der mehrere identisch aussehende Reisetaschen für Verwirrung sorgen, trotzdem nicht – der Film ist auch dann komisch, wenn man die Anspielungen nicht versteht. (12. 9.–15. 9., Regenbogenkino)

Eigentlich habe ich ja ein Herz für Piratengeschichten, muss aber gestehen, dass mir Steven Spielbergs Kinder-Abenteuer-Fantasie „Hook“ (1991) über die Reaktivierung des erwachsen gewordenen Peter Pan (Robin Williams), der seine Kinder vor dem alten Widersacher Captain Hook (Dustin Hoffman) retten muss, immer zu bombastisch erschien: viel Trara, nicht allzu viel Substanz. Neben dem kürzlich verstorbenen Robin Williams, in dessen Angedenken der Film nun gezeigt wird, ist hier auch Julia Roberts als Fee Tinkerbell zu sehen, deren Erscheinungsbild sich drastisch von dem frechen blonden Pin-up-Girl aus Disneys Trickfilm „Peter Pan“ (1953) unterscheidet: Roberts bekam eine brünette Kurzhaarperücke sowie spitze Ohren und einen Lumpendress verpasst, hat aber immerhin – wie Peter einmal bemerkt – „hübsche Beine“. (13. 9.–14. 9., Babylon Mitte)

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