Der Wochenendkrimi: Der Mönch mit der APO-Vergangenheit
„Wilsberg: Die Wiedertäufer“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
„Ich hatte im Knast viel Zeit nachzudenken.“ Das ist so ein Satz, der auf die Verbotsliste gehört. Als ob das Wegschließen eines Menschen automatisch zur inneren Einkehr führte. Aber die Worte klingen nun mal so schön, weshalb man sie auch in jedem Krimi zu hören bekommt, in dem die Verwandlung eines Saulus zum Paulus erklärt werden muss.
Hier spricht sie nun Pater Gabriel (André Hennicke): Seltsame Ereignisse lassen den Geistlichen mit APO-Vergangenheit seinen alten Freund Wilsberg (Leonard Lansink) herbeirufen: Ein Kapuzenmann buddelt die Leiche eines Gärtners aus, einen hohen Geistlichen knöpft man in einer Kapelle auf. Zu den Taten bekennt sich eine Gruppe, die als „Die Wiedertäufer“ agiert, also unter dem Namen derjenigen, die vor 500 Jahren gegen die Kirchenobrigkeit aufbegehrten. Natürlich gerät Pater Gabriel unter Verdacht, schließlich bezeichnet man „die Wiedertäufer“ auch als „linken Flügel der Reformation“.
Geübte Krimigucker wähnen die Ursache für die ominösen Umtriebe aber längst woanders: Bauunternehmer Moorwessel (Michael Mendl), der mit dem Münsteraner Bistum lukrative Geschäfte am Laufen hat, hält Tochter und Enkel mit frömmelnder Kaltherzigkeit gefangen. Solch restriktive Lebenswelt muss unweigerlich Leichen produzieren. Das alles ist so effektheischend und doch so ungeschickt konstruiert (Regie: Martin Gies, Buch: Eckehard Ziedrich), dass es weniger an eine zeitgemäße Abrechnung mit religiöser Bigotterie erinnert als an Edgar Wallace’ „Der Mönch mit der Peitsche“. Den Verantwortlichen möchte man zurufen: Ab in den Knast, da könnt ihr dann ja nachdenken. Über den Plot zum Beispiel. CHRISTIAN BUSS
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